Unesco:Eine Ehre, die verpflichtet

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Über dem Treppenhaus der Würzburger Residenz prangt das 670 Quadratmeter große Deckenfresko des Malers Giovanni Battista Tiepolo. (Foto: Nicolas Armer/dpa)

Vor 40 Jahren wurde die Würzburger Residenz in die Welterbeliste der Unesco aufgenommen - als erstes Kulturgut in Bayern.

Vor 40 Jahren ist mit der Würzburger Residenz erstmals ein bayerisches Kulturgut in die Unesco-Welterbeliste aufgenommen worden. Daran hat Finanz- und Heimatminister Albert Füracker (CSU) in München erinnert. "Unsere gemeinsame Verantwortung ist es, dieses weltweit einmalige architektonische Juwel Würzburgs zu schützen und zu erhalten." So sei in den vergangenen sieben Monaten etwa das teils barocke Wappen über dem Haupteingang der Residenz aufwendig restauriert worden.

Die Weltkulturbehörde Unesco deklarierte am 30. Oktober 1981 die Residenz und den Hofgarten zum ersten Welterbe Bayerns - und dem dritten bundesweit. Heute stehen aus Bayern ebenfalls auf dieser Liste: die Wallfahrtskirche "Die Wies" in Oberbayern, die Altstädte von Bamberg und Regensburg, die Grenzen des Römischen Reiches (Limes), die prähistorischen Pfahlbauten rund um die Alpen, das Markgräfliche Opernhaus in Bayreuth und das Augsburger Wassermanagement-System, der Donaulimes und Bad Kissingen als eines der "Großen Bäder Europas". Als Welterbe werden nur Kultur- und Naturstätten von herausragendem universellen Wert ausgezeichnet.

Der Grundstein für die Residenz wurde am 22. Mai 1720 gelegt. Schon damals wurde der Bau als "Schloss über den Schlössern" bezeichnet. Baumeister war Balthasar Neumann (1687-1753). Ursprünglich wurde das Schloss als Vorzeigebau für die Fürstbischöfe konzipiert. Die Dimensionen des Hauses: fast 170 Meter lang, rund 300 Räume, mit etwa 670 Quadratmetern das zweitgrößte zusammenhängende Deckenfresko der Welt vom Maler Giovanni Battista Tiepolo (1696-1770). Unter dem Schloss lagern seit Jahrhunderten die Weine des Staatlichen Hofkellers - es ist das älteste und eines der größten Weingüter Deutschlands.

Die Residenz in Würzburg ist für Bayerns Finanz- und Heimatminister Albert Füracker der Inbegriff des Barock. (Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa)

1745 übernachtete die österreichische Kaiserin Maria Theresia in dem Schloss, später war die Residenz Tagungsort für eine Nato-Konferenz während des Kalten Krieges. "Die Residenz Würzburg mit Hofgarten und Residenzplatz ist einer der prächtigsten Fürstenhöfe Europas und Inbegriff des Barock", betont Füracker anlässlich des Unesco-Jahrestags an diesem Samstag. "Die bayerischen Erbstätten besitzen eine hohe touristische Relevanz für die ausgezeichneten Regionen, auch wenn sich nicht im Detail messen lässt, in welchem Umfang sich Gäste aus nah und fern jeweils aufgrund der Auszeichnung als Weltkulturerbe auf den Weg machen", sagte ein Sprecher des Wirtschaftsministeriums.

Der Landesgeschäftsführer des Bayerischen Hotel- und Gaststättenverbands, Thomas Geppert, verwies darauf, den Tourismus rund um das Welterbe nachhaltig zu gestalten. Denn: Ausufernder, unkontrollierter Tourismus könne das Welterbe bedrohen. Ein wichtiges Thema sei daher, die Besucherströme an den Welterbestätten so zu lenken, dass sie keinen Schaden nehmen. "Unsere Denkmäler zu erhalten bedeutet, einen Teil unserer Geschichte und Identität für unsere nachfolgenden Generationen zu bewahren", sagte Kunstminister Bernd Sibler (CSU). Wenn es nach dem Freistaat geht, sollen auf die neue Vorschlagsliste Deutschlands zum künftigen Welterbe: der Justizpalast Nürnberg als Schauplatz der Kriegsverbrecherprozesse sowie der Münchner Olympiapark mit den Sportstätten der Olympischen Spiele 1972.

Derartige Stätten sollten nach Ansicht einer Psychologin altersgerecht spannend gestaltet werden. "Wir erzählen euch jetzt, welche Kultur ihr wertschätzen sollt" - diese Art der Wissensvermittlung müsse dringend überarbeitet werden, sagte Katherine Heid von der Bundesvereinigung Kulturelle Kinder- und Jugendbildung in Remscheid (NRW). "Keiner fragt die Jugendlichen, ob es andere Sachen gibt, die sie dort gerne sehen möchten oder die sie dort diskutieren möchten, die sie gerne kreieren würden." Stattdessen würden jungen Menschen oft nur Angebote "aufgedrückt, von denen man glaubt, das könnte ihnen gefallen", sagte Heid. "Für mich geht es darum, dass man diese Orte mit Sinn erfüllt." Dazu sollten die Verantwortlichen in Welterbestätten bundesweit mit örtlichen Jugendkulturzentren, Musikschulen, Jugendkunstschulen oder auch Filmvereinen Konzepte entwickeln, anhand derer Schülerinnen und Schüler, aber auch Kita-Kinder lernten, warum es wichtig ist, das Welterbe zu erhalten.

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