Eine Rückkehr zum neunjährigen Gymnasium in Bayern wird immer wahrscheinlicher. Nach Informationen der Süddeutschen Zeitung sieht die Staatsregierung offenbar keine Möglichkeit, das von den Freien Wählern gestartete Volksbegehren für eine neunjährige Schulzeit zum Abitur noch zu stoppen.
Das ginge nur, wenn das Innenministerium das Volksbegehren für unzulässig erklärt - etwa weil das Anliegen den Staatshaushalt belastet. Dann müsste der Verfassungsgerichtshof entscheiden. Dazu besteht in der Staatsregierung aber offenbar keine Bereitschaft. "Die Debatte werden wir nicht juristisch führen", sagte ein Kabinettsmitglied der SZ.
Stattdessen laufen hinter den Kulissen bereits erste Vorbereitungen, möglicherweise mit einem eigenen Konzept für ein G-9-Angebot den Druck aus der Debatte zu nehmen. "Alle Szenarien sind möglich", heißt es hierzu im Kabinett.
Damit stünde die Staatsregierung erneut vor einer spektakulären Wende in der Bildungspolitik. Bereits im vergangenen Jahr hatte die damals schwarz-gelbe Staatsregierung - ebenfalls unter dem Druck eines Volksbegehrens - die unter Edmund Stoiber beschlossenen Studiengebühren abgeschafft.
Nun steht ein weiteres Kernanliegen Stoibers vor der Rückabwicklung. Zehn Jahre nach der übereilten Einführung des achtjährigen Gymnasiums könnte Ministerpräsident Horst Seehofer den Schülern wieder mehr Zeit zum Lernen geben. Seit Jahren ebben die Proteste von Lehrern, Eltern und Schülern nicht ab, sie fühlen sich vom G 8 überfordert.
Seehofers Widerstand gegen G-9-Pläne schwindet seit Monaten. Anfangs hatte er angekündigt, gegen das Volksbegehren der Freien Wähler vehement Wahlkampf führen zu wollen. Nachdem aber vor einigen Wochen selbst die Gymnasiallehrer über den bayerischen Philologenverband ein Konzept für ein neunjähriges Gymnasium ankündigten, zeigte Seehofer sich überraschend interessiert an deren Vorschlägen.
Inzwischen haben auch die Freien Wähler die erste Hürde für ihr Volksbegehren genommen und die erforderlichen 25 000 Unterschriften gesammelt. Die Staatsregierung fragt sich nun: Kann man eine Wahl mit dem bestehenden System gewinnen oder braucht man "etwas Neues"?