Es ist eigentlich unerklärlich, warum ausgerechnet Augsburg noch keinen Christbaum-Weitwurf-Wettbewerb ausgetragen hat. Mit etwa 7700 Hektar Wald ist die schwäbische Metropole der größte kommunale Waldbesitzer Bayerns. Ende des vergangenen Jahres hat auch noch der Bund Deutscher Forstleute den Augsburger Stadtwald als Waldgebiet des Jahres 2024 ausgezeichnet. Da ist es doch das Mindeste, dass Frauen, Männer und Kinder am 28. Januar endlich einmal testen können, wer so einen Baum am weitesten werfen kann. Genauer: einen Weihnachtsbaum.
"Forstverwaltung ermöglicht ausgedienten Christbäumen ein zweites Leben", schreibt die städtische Presseabteilung. Den Bonuspunkt "Nachhaltigkeit" wollen sie sich auch bei diesem Thema nicht entgehen lassen. Dabei sollen die Teilnehmer - Anmeldung nicht nötig - nicht einmal ihre eigenen Bäume mitbringen, die Forstverwaltung stellt ein paar Exemplare, mutmaßlich in ungefähr gleicher Größe und vergleichbarem Wuchs. Soll ja fair ablaufen, und damit sich keiner verletzt, sind gedrehte Hammerwürfe verboten - die könnten, falls mal einer abrutscht, ins Stammpublikum fliegen. Stattdessen vorgesehen ist der klassische Speerwurf, toleriert wird auch der Highlander-Überschlagwurf, und zwar rückwärts wie vorwärts. Man darf sich das wohl so vorstellen, dass sich der Baum im Flug überschlägt, nicht der Werfer im Anlauf, für den größeren Schwung.
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Nun ist es nicht so, dass die Menschen nicht schon ganz andere Dinge durch die Gegend geworfen und das dann Wettbewerb oder gar Weltmeisterschaft genannt hätten. Die Finnen zum Beispiel schmeißen gerne mit Handys oder Gummistiefeln. Die Genese des Weihnachtsbaum-Weitwurfs ist nicht ganz klar, er könnte aber ähnlich wie der Weihnachtsmann auf schnöde Werbung zurückgehen, in diesem Fall von einem skandinavischen Möbelverkäufer.
In der Pfalz hat ein Fußballverein, spaßeshalber, dafür sogar eine Weltmeisterschaft ausgerichtet, mit sehr regionalen Teilnehmern. Im Landkreis Augsburg gibt es solch einen Wettbewerb auch schon ein paar Jahre. Der Sieger der Augsburger Wettkämpfe in der Kategorie Kinder erhält einen Christbaum-Gutschein fürs Jahr 2024 - und hoffentlich einen nachhaltigen Bezug zum Wald. Für die Forstverwaltung ist die Veranstaltung bei allem Klamauk eine Möglichkeit, Menschen mit Bäumen vertraut zu machen.