Weiden in der Oberpfalz:Tödliches Ecstasy in Champagnerflasche: Tatverdächtiger festgenommen

Lesezeit: 2 min

In einem Restaurant in Weiden in der Oberpfalz ereignete sich im Februar 2020 die Tragödie. (Foto: Armin Weigel/dpa)

Eine Gruppe Freunde will mit Champagner anstoßen, doch in der Flasche ist Ecstasy. Ein Mann stirbt. Nun - fast zwei Jahre später - gibt es einen Verdächtigen.

Von Maximilian Gerl

Im Februar 2022 treffen sich acht Freunde in einem Lokal in Weiden, sie bestellen Champagner, stoßen an. Wenige Momente später brechen sie zusammen. Einer der Freunde, ein 52-jähriger Mann, stirbt. Später stellt sich heraus: Die Flasche war mit extrem hohen Mengen an Ecstasy versetzt.

Die Betroffenheit war anschließend groß, nicht nur in der Oberpfalz. Und das Rätselraten: Zu ungewöhnlich waren schlicht die Umstände, der Fall bundesweit einmalig. Nun, im November 2023, wollen die Behörden einen Tatverdächtigen ermittelt haben. Ein 35 Jahre alter Mann sei in den Niederlanden festgenommen und nach Deutschland ausgeliefert worden, teilte die Staatsanwaltschaft Weiden am Donnerstag mit. Man werfe ihm fahrlässige Tötung, fahrlässige Körperverletzung und Handel mit Betäubungsmitteln vor. Ein Ermittlungsrichter habe bereits Untersuchungshaft angeordnet. Es gilt weiterhin die Unschuldsvermutung.

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Offenbar ist es dem Zoll gelungen, jenen Weg zurückzuverfolgen, die die am 13. Februar 2022 in Weiden ausgeschenkte Champagnerflasche genommen hat - sowie die Wege weiterer Flaschen. Kurz nach dem Vorfall in der Oberpfalz ereignete sich ein ähnlicher in den Niederlanden, vier Menschen wurden dabei verletzt. Später wurden in Deutschland weitere Flaschen entdeckt, die Rauschgift statt Schampus enthielten. Zuvor hatte das Bundesamt für Verbraucherschutz eine Warnung für eine bestimmte Champagner-Charge ausgesprochen: Sollte der Inhalt rötlich-braun sein und nach Anis riechen, dann "probieren Sie nichts". Schon das Schmecken könne zu ernsthaften Gesundheitsproblemen führen, ein kleiner Schluck tödlich sein.

"Probieren Sie nichts"

Nach derzeit bekanntem Ermittlungsstand wurden die präparierten Flaschen mehrmals durch mehrere Personen weiterverkauft. Diese kannten aber deren wahren Inhalt nicht. Auf diesem Wege geriet am Ende eine der präparierten Champagnerflaschen in jenes Lokal in der Oberpfalz. Der Wirt gab damals an, die Flasche im Internet geordert zu haben. Und dass er sich Vorwürfe mache. Dabei traf ihn keine Schuld. "Das war ein tragischer Zufall", bestätigten die Behörden bald. Es hätte auch jedes andere Lokal oder Privatleute treffen können.

Dafür ist der Festgenommene umso tatverdächtiger, jedenfalls aus Sicht der Staatsanwaltschaft. Er soll für die Lagerung des in Flaschen abgefüllten Rauschgifts in den Niederlanden zuständig gewesen sein - und mitverantwortlich, dass die Flaschen an Dritte gelangt sind. Das Amtsgericht Weiden ließ deshalb nach ihm mit europäischem Haftbefehl suchen. Nach anfänglicher Flucht konnte der Mann festgenommen und nach Weiden überstellt werden. Er habe sich bisher nicht zum Tatvorwurf geäußert, heißt es vonseiten der Staatsanwaltschaft.

Angesichts der Umstände des Weidener Falls stand schnell der Verdacht im Raum, dass die präparierte Flasche eigentlich niemals für den öffentlichen Verkauf gedacht gewesen sein könnte, sondern für den Rauschgiftschmuggel. Eine Flasche Schampus zu öffnen, umzufüllen und unauffällig wieder zu verschließen, ist nämlich durchaus möglich. Der Ort der Festnahme scheint dieser These nun weiter Nahrung zu geben: Die Niederlande und ihre Häfen gelten als eine Drehscheibe des internationalen Drogenhandels. Am Donnerstag machten die Behörden hierzu jedoch keine näheren Angaben. Die Ermittlungen dauerten an und würden, "auch im Hinblick auf potenzielle Mittäter, weiter mit Hochdruck fortgeführt".

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