Das neue Sicherheitskonzept am Grünen Hügel hat schon für allerlei Stürme gesorgt in dieser Saison, was man nicht überbewerten muss, weil dort grundsätzlich alles zum Aufreger taugt. Am lustigsten war die Geschichte vom Star-Tenor, der eine Soldatenuniform trug und daraufhin zur Seite genommen wurde vom Sicherheitspersonal. Kann eben nicht jeder einfach so rein ins Haus, Tenor hin oder her. Sogar als der Dirigent hinschmiss, brachten das manche mit den neuen Vorkehrungen in Zusammenhang.
Und jetzt droht schon der nächste Sturm: Von allen, die in dieser Saison am Hügel beschäftigt sind, haben "grob 35" die Sicherheitsüberprüfung nicht bestanden, bestätigt der Sprecher des Polizeipräsidiums Oberfranken. Man habe dem Veranstalter empfohlen, diese nicht im sicherheitsrelevanten Bereich einzusetzen.
Aber ist am Hügel nicht alles sicherheitsrelevanter Bereich neuerdings? Im Grunde schon, sagt der Sprecher. Oh. Das klingt jetzt erst mal nach einer schlankeren Premiere am Hügel. Werden relevante Teile des Chores fehlen? Ist das Orchester noch einigermaßen vollständig? Und die Sänger sind alle clean?
Holger von Berg, der neue Geschäftsführer am Hügel, ist auf die Fragen vorbereitet, und ja, das könne er definitiv sagen: Die Festspiele finden statt dieses Jahr, auch wenn die Polizei rät, auf 35 Mitarbeiter nicht zurückzugreifen. Was ebenfalls klar ist: Es gab diese Sicherheitsüberprüfung, in die alle einzuwilligen hatten.
Und natürlich, davon sei auch das künstlerische Personal betroffen, also alle am Hügel. Und trotzdem werde es keine "arbeitsrechtlichen Konsequenzen" geben bei den betroffenen Festangestellten. Das heißt, der Hügel setzt die Empfehlung der Polizei einfach nicht um? Genau das heiße es, sagt Berg, jedenfalls was eben die Festangestellten betrifft. Von denen aber ohnehin nur "sehr wenige" betroffen seien, eine Zahl im einstelligen Bereich.
"Verfassungsrechtlich problematisch"
Auch der Polizeisprecher will die Sache "nicht überbewertet" wissen. 800 Hügel-Beschäftigte wurden "im polizeilichen Datensystem" überprüft, da seien 35, die "mehr als Delikte im niedrigschwelligen Bereich" aufzuweisen hätten, keine signifikant hohe Ziffer. Und die "allermeisten davon" seien Mitarbeiter von Fremdfirmen, Wach- oder Reinigungspersonal zum Beispiel.
In solchen Fällen sei es ein Leichtes für Firmen, diese "während der Festspiele woanders einzusetzen". Das sieht auch Geschäftsführer Berg so. Es gebe externe Mitarbeiter, denen man die Akkreditierung entzogen habe. Die betroffenen Festangestellten aber kenne man lange und traue sich also zu, der Empfehlung der Polizei nicht nachzukommen.
Thomas Petri, Landesbeauftragter für den Datenschutz, hat trotzdem Bauchschmerzen. Schon die Einverständniserklärung in die Überprüfung, die alle unterzeichnen sollten, ist für ihn "verfassungsrechtlich problematisch". Ob ein Angestellter wirklich die Möglichkeit habe, das abzulehnen, müsse man fragen. Sollten jemandem arbeitsrechtliche Konsequenzen drohen, biete er Hilfe an. Denn ob das standhalten würde, "da hätte ich starke Zweifel", sagt Petri.