Straubing: A Trumm vom Paradies
1,4 Millionen. So viele kommen jährlich zum Gäubodenvolksfest in Straubing. Es ist somit das zweitgrößte Volksfest Bayerns. Vom 9. bis 19. August gibt es hier in sieben Festzelten mit mehr als 27000 Sitzplätzen Musik und Flüssiges (der Preis für die Mass liegt bei knapp über zwölf Euro). „A Trumm vom Paradies“ sei das Gäubodenvolksfest, formulierte es einmal der Heimatdichter Max Peinkofer. Auf 90 000 Quadratmetern lockt ein großer Vergnügungspark mit Geisterbahn, Coaster, Top Spin (ein „verrückter Dreh in 18 Meter Höhe mit Überschlag“), einem Riesenrad, kulturellen und sportlichen Veranstaltungen. Direkt neben dem Volksfest findet vom 10. bis zum 18. August die Ostbayernschau statt. Hier kann man wie in einem riesigen Freiluft-Supermarkt so ziemlich alles kaufen: 600 Aussteller bieten in 16 Hallen ihre Waren an, von Türen und Fenstern über Kleider und Schmuck bis hin zu Büchern oder Sportartikeln.
Gäubodenvolksfest Straubing, 9. bis 19. August, Am Hagen 75, Straubing
Dachau: Sportliches Vergnügen
Beim Dachauer Volksfest gibt es jede Menge Sport: Gleich übers Eröffnungswochenende vom 10. und 11. August, aber auch an weiteren Tagen finden das Tischtennisturnier des Turn- und Sportvereins Dachau 1865 und eine Tennismeisterschaft der städtischen Tennisfreunde statt. Über die nächste Woche folgen regelmäßige Rundflüge des ansässigen Aero-Clubs, ein Schachturnier und ein Radrennen (das sogenannte Dachauer Bergkriterium). Aber auch die üblichen Volksfest-Zutaten fehlen nicht: Im Vergnügungspark gibt es Fahrtgeschäfte, im großen Festzelt wird Augustiner Helles aus dem Holzfass ausgeschenkt, gegen den Hunger gibt es Gegrilltes und Vegetarisches. Ein besonderer Höhepunkt ist das alljährliche Großfeuerwerk, welches den Himmel hoch über dem Dachauer Schoss zum Leuchten bringt.
Dachauer Volksfest, 10. bis 19. August, Ludwig-Thoma-Wiese, Ludwig-Thoma-Straße 16, Dachau
Rosenheim: Die kleine Wiesn
Das Rosenheimer Herbstfest hat so etwas wie Legendenstatus. Nicht umsonst wird es gerne „Wiesn“ genannt, in Anlehnung an das Münchner Oktoberfest – und auch hier reisen italienische Besucher für das Spektakel gerne bis nach Bayern. Das Festival beginnt am 31. August mit dem Festeinzug zur Wiesn und dem Anzapfen mit Oberbürgermeister Andreas März in der Auerbräu Festhalle sowie Landrat Otto Lederer im Flötzinger Zelt. Danach wird ganze 16 Tage durchgefeiert. Tradition schreibt man in Rosenheim groß: Tracht ist hier Standard, ebenso die Festzelte und das Erntedankfest: Ein Kirchenzug mit Erntekronen und Blumengebinden, Erntegruppen, Musikkapellen, Trachtenvereinen und Landjugendgruppen marschiert für einen Gottesdienst auf den Max-Joseph-Platz und danach aufs Festgelände.
Rosenheimer Herbstfest, 31. August bis 15. September, Loretowiese, Herbststraße 2, Rosenheim
Erding: Bier und Pferderennen
Auch das Herbstfest Erding ist über die Landesgrenze bekannt. Dabei geht es verhältnismäßig ein wenig gemütlicher zu als auf einigen anderen: Mit rund 200 000 Besuchern ist das Fest zwar groß, aber noch überschaubar. Und ein großer Pluspunkt: Die Preise der Festbiermass liegen in beiden Zelten bei 11,70 Euro, also deutlich niedriger als beim Oktoberfest. Ansonsten ist hier alles zu finden, was ein gutes Volksfest braucht: zwei Bierzelte mit Speis, Trank und Musik, Schießstand und Autoscooter. Am 7. September, dem zweitletzten Tag, wird galoppiert: Östlich des Volksfestplatzes gibt es das obligatorische Pferderennen. Am 8. September folgt als krönender Abschluss ein Musikfeuerwerk.
Herbstfest Erding, 30. August bis 8. September, Volksfestplatz Erding, Am Stadion 14, Erding
Fürth: Erntedank im Zentrum
Den besonderen Charme der Michaelis Kirchweih in Fürth macht ihr Schauplatz aus: Das Fest findet nicht abseits auf einer großen Festwiese statt, sondern mitten im Zentrum. Die Fürther Freiheit, die Königsstraße und die Nürnberger Straße sind für den Verkehr gesperrt. Stattdessen kann man dort an den vielen Wirtshäusern, Marktbuden und Gastronomie-Ständen entlang schlendern und sich verköstigen. Die vermutlich mehr als 900 Jahre alte Kärwa hatte nach Kriegsende einen bescheidenen Neuanfang: „Es muss nicht gerade eine Bratwurst im ,Weggla‘ oder türkischer Honig oder eine tollkühne Fahrt mit dem Selbstlenker sein“, schrieben die Fürther Nachrichten im Jahr 1945. Heute aber gilt das Fest mit seinen 1,5 Millionen jährlichen Besuchern als „Königin der fränkischen Kirchweihen“. Und keine Sorge: Auch an Fahrgeschäften mangelt es nicht.
Michaelis Kirchweih Fürth, 28. September bis 9. Oktober, Fürther Innenstadt
Abensberg: Politischer Stammtisch
Der Gillamoos Abensberg ist mit seinen mehr als 700 Jahren ein Greis unter den Volksfesten. Tradition hat hier außerdem der „größte Stammtisch der Republik“: Am Gillamoos-Montag, dem letzten Tag des Events, treten über die zahlreichen Festzelte verteilt bekannte Politiker der größten deutschen Parteien auf die Rednerbühne. Letztes Jahr mit dabei waren Stammgast Markus Söder und Stammtisch-Neuling Friedrich Merz von den beiden Unionsparteien. Die Grünen schicken Ministerpräsident Winfried Kretschmann ins Rennen, die SPD den Bundesvorsitzenden Lars Klingbeil und die AFD unter anderem Alice Weidel und Rechtsflügel-Mitglied Stephan Protschka. Auf der Gillamooswiese geht es freilich nicht nur politisch zu: Beim Holzsäge-Wettbewerb werden Bäume zerkleinert, beim Gillamoos-Auszug lassen sich prächtige Trachten, Gespanne und Fahrzeuge betrachten – und am Samstagnachmittag locken viele Warenmarkt-Stände mit verbilligten Preisen für Kinder und Familien.
Gillamoos Abensberg, 29. August bis 2. September, Gillamooswiese, Münchener Straße 23, Abensberg
Nürnberg: Fiesta in Franken
Ein Knall eröffnet das Nürnberger Herbstfest. Und beendet es. Denn im Gegensatz zu manchen anderen Festen gibt es hier nicht nur ein Abschluss-, sondern auch ein Eröffnungsfeuerwerk am Freitag, 23. August, 22.15 Uhr. Der offizielle Bieranstich findet um 18 Uhr statt, nachdem um 17.30 Uhr ein kleiner Festzug aufs Gelände gezogen ist. Auf jenem Gelände – dem Volksfestplatz Nürnberg – stehen natürlich die obligatorischen Festzelte und Fahrgeschäfte. Eine Besonderheit sind die vielen Glücksspiele und Verlosungen. Das Fest schreibt sich die Attribute „sicher, sauber, innovativ“ auf die Fahnen. Für diese gewannen die Veranstalter 2013 eine Auszeichnung der Stiftung „Lebendige Stadt“. Das Herbstvolksfest integriert in diesem Jahr Nürnbergs Partnerstadt Nizza bei einem Themenabend am Donnerstag, 29. August, von 18 Uhr an. Und am Samstag, 7. September, lockt ein Oldtimer-Treffen von 15 Uhr an.
Nürnberger Herbstvolksfest, 23. August bis 8. September, Volksfestplatz, Nürnberg
Rottal: Rösser, Hütten, Technik
Das Karpfhamer Fest ist vor allem auch berühmt für die ab dem 30. August zeitgleich stattfindende Rottalschau. Das ist eine der bedeutendsten Landtechnik-Messen der Welt – auf 70000 Quadratmetern Frei- und 6000 Quadratmetern Hallenfläche stellen 600 Firmen ihre landwirtschaftlichen Waren zur Schau. Das im 19. Jahrhundert aus der Taufe gehobene Karpfhamer Fest ist indes seit jeher der Pferdezucht verbunden: Am Samstag und Sonntag kann man jeweils einmal den weithin bekannten Rottaler Zehnerzug betrachten, ein Zehngespann, das von einer traditionellen Postkutsche aus in schwindelerregendem Tempo durch enge Kurven gelenkt wird. Ansonsten nimmt man in Karpfham das Bier sehr ernst: Ganze sechs „Hütten“ (so werden hier die Bierzelte genannt) bietet das Fest. Der Eintritt zu Fest und Schau ist kostenlos.
Karpfhamer Fest & Rottalschau, 29. August bis 3. September, Festwiese, Rottalstraße 31, Bad Griesbach
Oberstimm: Singen auf den Bänken
Schon wieder Pferde: Am Montagmorgen kann man sich am Rossmarkt eins kaufen – und das, wenn es nach einigen Historikern geht, bereits seit 2000 Jahren! Am Samstag zuvor rennen die Pferde um die Wette. Das Zuschauen ist gratis. Mit fünf Festzelten ist auch der Barthelmarkt verpflegungstechnisch ziemlich gut aufgestellt. Und was wären ein paar Mass, wenn sie einen nicht zum Singen bringen würden? Dafür gibt’s hier das hauseigene „Barthelmarkt-Lied“, eine eigens fürs Fest komponierte Hymne (Text auf der Webseite). Zahlreich übrigens die Fahrgeschäfte auf dem Festplatz – ihrer 18 bilden einen regelrechten Vergnügungspark, zu dem an den vier Tagen bis zu einer Viertelmillion Feierwütige kommen.
Barthelmarkt Oberstimm, 23. bis 26. August, Festplatz, Manching
Mühldorf: Schafkopf und Fußball
Tradition heißt hier mal nicht nur Bier trinken und grölen. Tradition heißt hier auch Sportarten zur Schau stellen: etwa das Schafkopfturnier am Samstagmorgen oder das Fußballspiel der Polizei Mühldorf gegen die Stadtverwaltung. Wahrhaft traditionell geht es beim Internationalen Schützen- und Trachtenzug zu, am Sonntag, von 13 Uhr an, startend auf dem Stadtplatz, mit dem Volksfestplatz als Ziel. Außerdem fehlt es nicht an Musik: In den Festzelten gibt es nahezu Live-Dauerbeschallung von bayerischen Bands und Musikern. Und ja, auch in Mühldorf kann man sich auf Autoscooter, Kettenkarussell und Flip Fly schwindlig fahren.
Traditionsvolksfest, 30. August bis 9. September, Volksfestplatz, Mühldorf am Inn