Unfälle - Feldkirchen-Westerham:Todesfalle Kuhstall: Zehnjähriger von Rind getötet

Bayern
Ortsschild von Oberreit, der Gemeinde Feldkirchen-Westerham. Foto: Uwe Lein/dpa (Foto: dpa)

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Feldkirchen-Westerham (dpa/lby) - Ein zehn Jahre alter Bub ist auf dem Bauernhof seiner Eltern in Feldkirchen-Westerham bei München von einer Kuh getötet worden. Nach den Verletzungen zu schließen, sei das Kind wahrscheinlich im Kuhstall von dem Tier erdrückt worden, teilte das Polizeipräsidium Oberbayern Süd am Freitag mit. Derzeit gehen die Ermittler davon aus, dass eine Kuh den Jungen gegen eine Wand drückte und er so die tödlichen Verletzungen erlitt.

Die Eltern sollen am Donnerstagnachmittag mit Arbeiten im Stall beschäftigt gewesen sein. Der Sohn soll dabei gewesen und schließlich von den Eltern bewusstlos entdeckt worden sein.

Wie es genau zu dem Unglück kam, war zunächst offen. Nach Polizeiangaben hatten Angehörige gegen 17.45 Uhr die Integrierte Leitstelle verständigt. Trotz notärztlicher Bemühungen sei der Junge am Abend in einem Krankenhaus gestorben, teilte die Polizei mit. Die Kriminalpolizei Rosenheim habe die Ermittlungen aufgenommen. Zuvor hatten die "Passauer Neue Presse" und das Portal "Rosenheim24" darüber berichtet.

Unfälle mit Rindern sind nicht so selten. Das musste selbst der frühere, im Jahr 2000 gestorbene Bundeslandwirtschaftsminister Josef Ertl erleben. Im Jahr 1993 wurde er auf dem Hof seines Sohnes von einem Stier lebensgefährlich verletzt.

2014 machte ein besonders spektakulärer Fall Schlagzeilen: Mitten in München fiel damals eine entlaufene Kuh eine Joggerin an, nahm sie auf die Hörner und verletzte sie schwer. So außer sich war das Tier, dass die Polizei es nur mit Schüssen aufhalten konnte. Das Rind, das an jenem Morgen vom Schlachthof geflohen war, starb neben einem Oktoberfestzelt und zu Füßen der Bavaria. Die Joggerin kam mit offenen Wunden ins Krankenhaus.

Der Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau (SVLFG) wurden sechs Fälle im Jahr 2020 gemeldet, bei denen Menschen durch Rinder zu Tode kamen. Insgesamt gab es in dem Jahr insgesamt 5083 "meldepflichtige Unfälle durch direkten Tierkontakt" mit Rindern. Das sind den Angaben zufolge fast 60 Prozent aller der SVLFG gemeldeten Unfälle mit Tieren.

Auf Platz zwei folgten Pferde, mit denen 2020 insgesamt 2065 Unfälle gemeldet wurden, darunter ein Todesfall. 459 Unfälle gab es mit Schweinen, 191 mit Ziegen oder Schafen. Tödlich endete keiner von ihnen.

"Es kommt immer wieder vor, dass es bei Arbeiten im Stall oder auf der Weide zu schweren oder tödlichen Unfällen mit Rindern kommt, weil die Tiere eine große Masse haben", sagte der Pressesprecher des Polizeipräsidiums Oberbayern Süd, Stefan Sonntag. "Gerade in einem Stall, wo es enger zugeht, ist das Risiko höher, dass man von einem Tier gegen eine Wand oder Stallbox gedrückt wird." Das Tier müsse sich damit keineswegs aggressiv verhalten.

Die SVLFG bietet Seminare an zum sicheren Umgang mit Rindern: "Rinder besser verstehen". "Durch Anwendung der erlernten Techniken vermeiden Sie im Arbeitsalltag Stress bei sich und bei den Tieren", heißt es auf der Homepage.

Besondere Gefahren drohen auf Almen, wenn Mutterkühe mit ihren Kälbern gestört werden. Vor allem, wenn Hunde dabei sind, kann es gefährlich werden. Österreich hat längst Regeln für Wanderer aufgestellt, auch in Bayern warnen Schilder vor dem Vieh. 2014 wurde in Österreich eine Hundebesitzerin von einer Herde totgetrampelt, die wohl ihre Kälber vor dem Hund schützen wollte.

© dpa-infocom, dpa:220603-99-533005/4

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