Die Aussicht, womöglich mit dem Münchner Oberbürgermeister Christian Ude als Spitzenkandidat in die Landtagswahl 2013 zu ziehen, beflügelt die SPD: Erstmals seit Jahren schaffen es die Sozialdemokraten im Freistaat bei einer Umfrage wieder, über die 20-Prozent-Marke zu kommen.
Eine Studie des Forsa-Instituts im Auftrag für den Stern sieht die Bayern-SPD bei 21 Prozent. Es reicht der Umfrage zufolge für SPD, Grüne und Freie Wähler mit gemeinsam 47 Prozent in Bayern den Regierungswechsel herbeizuführen. Die CSU kommt nur auf 41 Prozent, der Koalitionspartner FDP würde mit drei Prozent aus dem Landtag rausfliegen.
CSU-Generalsekretär Alexander Dobrindt nahm die Umfragewerte zum Anlass, einen Lager-Wahlkampf auszurufen: "Bei den Wahlen 2013 wird es um die Frage gehen: bürgerliche Politik für ganz Bayern mit der CSU oder linke Politik mit SPD und Grünen." Bislang hatte die CSU versucht, eine mögliche Kandidatur Udes herunterzuspielen.
Erst am Montag hatte CSU-Chef Horst Seehofer erklärt, er sehe einem möglichen Duell mit dem populären SPD-Politiker "gelassen" entgegen. Doch mit dieser Umfrage steigt die Nervosität im schwarz-gelben Regierungslager spürbar.
Ude ist beliebter als Seehofer. Der Forsa-Umfrage zufolge, würden sich 42 Prozent der Bürger für Ude als Ministerpräsident entscheiden, könnten sie ihn direkt wählen. Für Seehofer würden nur 39 Prozent stimmen. Auch die eigene Anhängerschaft kann Ude stärker an sich binden als Seehofer. Für Ude würden 71 Prozent der SPD-Wähler stimmen, für Seehofer jedoch nur 61 Prozent der CSU-Wähler.
Der frühere CSU-Parteichef Erwin Huber sagte der Süddeutschen Zeitung: "Das Umfrageergebnis entspricht meiner Wahrnehmung und muss ernst genommen werden." Er machte die Kehrtwende in der Atompolitik mitverantwortlich für das schlechte Ergebnis, es sei bei der Anhängerschaft zu "Irritationen gekommen". Auch der Dauerstreit mit der FDP schade. "Das innerbayerische Gerangel mit der FDP nutzt keinem", sagte Huber und mahnte Geschlossenheit an. Dann habe die CSU die Chance einer eigenen Mehrheit.
Beim Koalitionspartner FDP sitzt der Ärger über ständige Attacken von Seehofer tief. Sie hat eher Sympathien für Ude: 46 Prozent ihrer Wähler sind für Ude, nur 35 Prozent für Seehofer. Allerdings muss die FDP selbst um ihren Wiedereinzug mit derzeit nur drei Prozent in der Umfrage bangen.
In der Opposition hat sich das Gewicht dieser Umfrage nach wieder deutlich zugunsten der SPD verschoben. In früheren Umfragen war sie von den Grünen überholt worden, die auf Spitzenwerte von bis zu 20 Prozent kamen. Der Höhenflug hält offenbar nicht an: Forsa sieht sie bei nur noch 16 Prozent, was aber immer noch eine deutliche Steigerung des Landtagswahl-Ergebnisses von 2008 mit damals 9,4 Prozent bedeuten würde.
Die Freien Wähler bleiben in der Umfrage stabil bei etwa zehn Prozent der Stimmen - wie schon 2008. Sie könnten 2013 über das Schicksal der CSU entscheiden. Es kommt darauf an, mit wem Freie-Wähler-Chef Hubert Aiwanger eine Koalition schließen würde. Aiwanger erklärte am Mittwoch, die Freien Wähler ließen sich weiter keinem "Lager" zuordnen. Allerdings nehme im Freistaat "die Wechselstimmung von Monat zu Monat zu".
SPD, Grüne und Freie Wähler hatten bei einem Treffen vor wenigen Wochen bereits die Chancen einer möglichen Zusammenarbeit für 2013 ausgelotet, ohne sich bereits auf eine Oppositions-Allianz festgelegt zu haben.