Arbeitskampf:So läuft der Großstreik in Bayern

Lesezeit: 2 min

"Nicht einsteigen": Auch im Regional- und Fernverkehr der Deutschen Bahn geht am Montag oft nichts vorwärts. (Foto: Peter Kneffel/dpa)

Am Montag steht der öffentliche Verkehr im Freistaat in weiten Teilen still. Das hat auch Auswirkungen auf andere Bereiche des gesellschaftlichen Lebens. Ein Überblick.

Der großangelegte Warnstreik mehrerer Gewerkschaften hat am Montag den öffentlichen Verkehr in Bayern in großen Teilen lahmgelegt. Viele Busse, Trams, U- und S-Bahnen, Regional- und Fernzüge und die meisten Flugzeuge blieben stehen. "Es läuft nichts", sagte der stellvertretende Landesbezirksleiter von Verdi, Sinan Öztürk, am späten Montagvormittag. Die Beteiligung am Warnstreik sei sehr hoch. Wer zur Arbeit wollte, musste am Montag also auf Auto, Fahrrad, Roller oder ähnliches umsteigen. Die Auswirkungen auf den Straßenverkehr hielten sich ersten Erkenntnissen zufolge aber in Grenzen.

Der ADAC beobachtete am frühen Morgen zwar mehr kleine Staus auf den Autobahnen, im Verlauf des Vormittags beruhigte sich die Lage aber deutlich. Die Menschen hätten sich offenbar auf den Warnstreik eingestellt, sagte eine ADAC-Sprecherin: "Wer kann, ist im Homeoffice geblieben."

Newsletter abonnieren
:Mei Bayern-Newsletter

Alles Wichtige zur Landespolitik und Geschichten aus dem Freistaat - direkt in Ihrem Postfach. Kostenlos anmelden.

Verdi hatte zusammen mit der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) zum ganztägigen Warnstreik aufgerufen. In Bayern waren unter anderem der Bahnverkehr, Flughäfen, Nahverkehr, Wasserstraßen und Autobahnmeistereien betroffen. Im kommunalen Nahverkehr waren unter anderem Mitarbeiter in München, Nürnberg, Augsburg, Regensburg, Würzburg, Schweinfurt, Bamberg, Bayreuth, Fürth, Erlangen, Ingolstadt, Passau und Landshut zum Warnstreik aufgerufen. In München fielen U-Bahn und Tram aus, nur bei den Bussen fuhr laut Verkehrsgesellschaft MVG etwa die Hälfte der Fahrzeuge. Auch S-Bahn und Regionalzüge waren betroffen, die in den Bereich der EVG fallen. Der Fernverkehr der Bahn wurde eingestellt.

München
:U- und S-Bahnen fahren wieder - mit den üblichen Einschränkungen

Auch am Flughafen herrscht nach dem Streik wieder Normalbetrieb. Weil besonders viele Passagiere erwartet werden, setzt der Airport größere Flieger ein. Der Streik-Montag in der Ticker-Nachlese.

Von SZ-Autorinnen und -Autoren

Der Warnstreik machte sich auch in den Innenstädten und beim Handel bemerkbar: Viele größere Häuser etwa in München arbeiteten nur mit einer Notbesetzung, sagte ein Sprecher des Handelsverbandes Bayern. In wenigen Fällen blieben Geschäfte sogar geschlossen. Vor allem in Großstädten und dort im Innenstadtbereich rechnete er mit deutlich weniger Käuferinnen und Käufern. Das deckt sich mit Daten des Anbieters Hystreet, der die Besucherfrequenzen in Einkaufsstraßen misst: Hier blieben die Zahlen in vielen bayerischen Shoppingmeilen am Montag teils deutlich hinter den für den Wochentag typischen Werten zurück.

An den Flughäfen München und Nürnberg fiel der normale Passagierverkehr aus. Bayernweit waren Zehntausende Passagiere betroffen. "Es sind keine Passagiere unterwegs", sagte eine Sprecherin der Flughafen München Verkehrsleitung. "Es startet und landet nichts. Es ist fast ein bisschen gespenstisch." Der Flughafen Memmingen blieb vom Streik dagegen verschont. Ebenso die am Nürnberger Flughafen stationierten Rettungsflieger.

Selbst die Justiz war betroffen: Der Wirecard-Prozess um die Milliarden-Pleite des Unternehmens konnte am Montag nur mit gut einstündiger Verspätung beginnen und musste frühzeitig enden. Schülerinnen und Schüler konnten unter bestimmten Bedingungen dem Unterricht fern bleiben, wie Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler) bereits im Vorfeld gesagt hatte. "Für Schülerinnen und Schüler, die wegen ausfallender Busse und Bahnen nicht zur Schule kommen können und sonst keine Fahrtmöglichkeit haben, gibt es Sonderregelungen: Sie können am Montag zu Hause bleiben."

Mit den Warnstreiks wollen Verdi und EVG den Druck in ihren gegenwärtigen Tarifrunden erhöhen. Für den kommunalen Nahverkehr in Bayern werden die Gespräche am Donnerstag fortgesetzt. Er ist nicht Teil der seit Montag laufenden Verhandlungen für den öffentlichen Dienst.

© SZ/dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusGroßer Streik
:Was München am Montag droht

Die Gewerkschaften wollen den öffentlichen Nahverkehr und den Flughafen bestreiken. Keine Bahn soll fahren, kein Flieger starten. Was alles stehen wird - und wie die Menschen sich wappnen können.

Von Heiner Effern, Nicole Graner, Katharina Haase, Anna Hoben, Julian Meier, Berthold Neff und Andreas Schubert

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: