Wie viele Menschen leben in Bayern, wie geht es ihnen und welche Bedürfnisse haben sie? Das statistische Landesamt liefert mit seinem Jahrbuch Antworten auf diese Fragen - und damit eine wichtige Grundlage für die Arbeit in Politik und gesellschaftlichen Institutionen. Hier kann man erfahren, dass bayerische Weinbauern 2015 am liebsten Müller-Thurgau anbauten, knapp gefolgt vom grünen Silvaner. Beide Sorten machen zusammen mehr als die Hälfte der im Freistaat kultivierten Weißweintrauben aus. Auf den gut 660 Seiten ist ebenfalls dokumentiert, dass 131 912 Gymnasiasten im Land Latein lernen und dass im Jahr 2015 immerhin 65 045 Menschen durch eine praktische Fahrprüfung fielen.
Für Bayerns Innenminister Joachim Herrmann, der das neue Jahrbuch am Freitag in Fürth präsentierte, waren diese Details allerdings von eher untergeordnetem Interesse. Er las aus den Zahlen die ganz großen Entwicklungen für die Landespolitik ab, und konzentrierte sich dabei aufs Positive: "Bayern wächst und wächst", sagte er, Bayerns Wirtschaft gehe es hervorragend, die Arbeitslosenquote sei die niedrigste im Bundesgebiet und in der Staatskasse sehe es gut aus. Das sei wichtig, "denn bei dem Run auf den Freistaat muss auch unsere Infrastruktur mitwachsen".
12,85 Millionen Einwohner wurden Ende 2015 gezählt - fast 152 000 mehr als im Vorjahr. Und wie schon in den vergangenen Jahren gilt: Ohne Zuwanderung wäre der Freistaat geschrumpft. Herrmann sprach hier von einem "Wanderungsgewinn", der 164 000 Personen betrage und der "hohen Anziehungskraft" Bayerns zu verdanken sei.
Aus dieser Anziehungskraft folgt, dass im Freistaat auch künftig mehr Wohnungen gebraucht werden. Auch hier hatte Herrmann Gutes zu berichten: Es wird wieder mehr gebaut. Sowohl die Zahl der Wohnungen als auch die der Baugenehmigungen ist in den vergangenen fünf Jahren gestiegen. 6,26 Millionen Wohnungen gab es Ende 2015 in Bayern, im selben Jahr wurden 62 200 Baugenehmigungen erteilt.
Mit Blick auf die Grünen, die eine Kampagne gegen den Flächenverbrauch gestartet haben, sagte der Innenminister: "Selbstverständlich werden wir dabei unsere bayerische Landschaft bewahren und schonend mit unserem Boden umgehen." Und: "Wir achten darauf, dass neue Flächen im Außenbereich flächensparend und mit geringer Versiegelung ausgewiesen und bebaut werden." Herrmann verwies aber darauf, dass 36,5 Prozent Bayerns offiziell als Wald gelten und 46,9 Prozent als Landwirtschaftsfläche. Bleibt also noch Platz, um Straßen auszubauen. Hier werde die Staatsregierung weiter investieren, kündigte Herrmann an. Denn die Straße bleibe "Verkehrsträger Nr. 1". Das überörtliche Straßennetz sei zwischenzeitlich fast 42 000 Kilometer lang - misst also etwas mehr als der Erdumfang.
Erfreulich sei, dass Bayern trotz immer weiter steigender Fahrzeugzahlen weniger Verkehrstote beklagen muss. Die Zahl sank seit Ende der Siebzigerjahre kontinuierlich. Im Jahr 2000 waren es noch fast 1500, 15 Jahre später notierten die Statistiker 614 Todesfälle.
Eine weitere Veränderung, auf die Herrmann einging, betrifft das Statistikamt selbst: Die Behörde ist von München weggezogen - eine politische Entscheidung, die einst getroffen wurde, um Fürth nach der Quelle-Schließung zu stärken. Seit Oktober 2016 befindet sich der Dienstsitz offiziell in Mittelfranken, gut die Hälfte der Arbeitsplätze wurde bisher verlegt. 2019 soll der Umzug abgeschlossen sein.