Es ist ein herrlich milder Sonnentag im Isarwinkel, doch an der Talstation der Brauneck-Bergbahn herrscht ungewöhnliche Ruhe. Allenfalls Wanderer lösen Tickets, viele Gondeln fahren leer den Berg hinauf. Liftchef Peter Lorenz spricht sich derweil Mut zu.
"Natürlich tut das weh, wenn in den Winterferien kein Schnee liegt", sagt er. "Aber das ist nichts Neues. Warme Winter haben wir immer wieder gehabt." Lorenz muss es wissen. Der Ingenieur ist seit 35 Jahren im Liftgeschäft. "In zehn", sagt er mit Nachdruck, "war's um Weihnachten so warm, dass nichts ging auf den Pisten."
In richtigen Wintern ist in den Weihnachtsferien die Hölle los am Brauneck. Dann tummeln sich täglich bis zu 8000 Skifahrer und Snowboarder auf den Pisten zwischen Isarwinkel und Latschenkopf. Das Familienskigebiet bei Lenggries, das sich von 700 bis 1770 Meter Höhe erstreckt, zählt zu den beliebtesten in Bayern.
Es hat schon in vielen Wintern wenig Schnee gegeben
Das hat natürlich auch damit zu tun, dass es nur 60 Kilometer von München entfernt liegt. Es liegt aber auch daran, dass der Isarwinkel zu den begehrtesten Urlaubsregionen im Freistaat zählt.
Hier kommen alle auf ihre Kosten. Anfänger üben auf den Talhängen. Genussfahrer bevorzugen die Familienabfahrten am Milchhäuslexpress, bei der Finstermünzalm und hinten am Latschenkopf. Ambitionierte Wintersportler nehmen die Weltcupabfahrt am Garland, einst die Hausstrecke von Skistars wie Michaela Gerg. Dieser Tage sieht man am Garland höchstens Wanderer den Bergpfad hinaufstapfen. Vom Kunstschnee, den die Schneekanonen dort vor Wochen auf Vorrat aufgetürmt haben, liegen nur Überreste herum.
Die Alternative für die schneelose Zeit - eine Wanderung.
(Foto: Manfred Neubauer)So wie am Brauneck sieht's derzeit überall in Bayerns Skigebieten aus. Ob am Hörnle in Bad Kohlgrub, am Jenner im Berchtesgadener Land oder in Oberjoch bei Bad Hindelang - die Lifte stehen still, die Abfahrten liegen herbstlich braun in der Sonne da. Nur in wenigen Regionen haben sie mit Mühe und Not die eine oder andere Kunstschneepiste hinpräpariert - am Sudelfeld etwa. Aber auch hier sind die meisten Abfahrten zu.
Nur die hochalpinen Gebiete haben noch Schnee
Einzig in den hochalpinen Skigebieten auf der Zugspitze und in Oberstdorf läuft der Betrieb halbwegs. Im Bayerischen Wald hingegen bieten sie "Würstlwanderungen" und "Christmas-Biken" an, weil sonst nichts möglich ist.
Für Experten wie Paul Becker, den Vizechef des Deutschen Wetterdienstes, und Claus Kumutat, den Chef des Landesamts für Umwelt, ist die Sache klar. So milde Winter wie dieser sind Auswirkungen des Klimawandels. Zwar betonen sie ein ums andere Mal, der Klimawandel sei eine viel zu komplexe Sache, als dass man das aktuelle Spätherbst-Wetter unmittelbar auf ihn zurückführen könne.
Aber wenn man die Aussagen in dem Klimareport ernst nimmt, den sie kürzlich für die Staatsregierung erstellt haben, gibt es nur eine Schlussfolgerung: Milde Winter wie diesen wird es künftig immer öfter geben.