Studie zur Schneesicherheit:Schlechte Aussichten für Bayerns Skigebiete

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Keine Versicherung gegen den Klimawandel: Schneekanone am Brauneck. (Foto: Hartmut Pöstges)

Nur 50 bis 70 Prozent der bayerischen Skigebiete gelten in 20 Jahren noch als schneesicher. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie im Auftrag des Alpenvereins. Demnach können auch Schneekanonen die Skigebiete nicht retten. Sie sollten deshalb nicht mehr steuerlich subventioniert werden.

Es hilft wohl alles nichts: Viele Skigebiete in den bayerischen Alpen werden dem Klimawandel schon bald nicht mehr viel entgegenzusetzen haben. In etwa 20 Jahren sollen - selbst wenn die künstliche Beschneiung weiter ausgebaut wird - nur noch 50 bis 70 Prozent der Skigebiete schneesicher sein. Zu diesem Ergebnis kommt eine neue Studie im Auftrag des Deutschen Alpenvereins (DAV), die am Donnerstag vorgestellt wurde.

Die Studie stellt die Frage, "inwieweit der Skitourismus in Zeiten des Klimawandels zukunftsfähig ist und die Lebensgrundlage in vielen Alpengemeinden sicher stellen kann". Autor Robert Steiger vom Institut für Geographie der Universität Innsbruck liefert darauf eine ambivalente Antwort. Die Ergebnisse zeigten, "dass die Beschneiung langfristig gesehen in kaum einem bayerischen Skigebiet eine Versicherung gegen den Klimawandel darstellen kann". Kurz bis mittelfristig jedoch können Schneekanonen, "je nach Struktur und geografischer Lage des Skigebiets negative Folgen abfedern".

Schon heute gelte nur die Hälfte der 46 untersuchten Skigebiete als "natürlich schneesicher", die anderen müsste und könnte sich (noch) mit Schneekanonen helfen. Doch: "Schon eine nur mäßige Erwärmung führt zu einer Konzentration der schneesicheren Skigebiete um Oberstdorf, Garmisch-Partenkirchen und Bayrischzell (Spitzingsee, Sudelfeld, Wendelstein)."

Bei einem Temperaturanstieg von zwei Grad Celsius seien nur noch die höchst gelegenen Skigebiete Zugspitze und Nebelhorn natürlich schneesicher, das Fellhorn und Grasgehren nur noch bedingt. In der Weihnachtszeit hätten dann noch vier Prozent der Skigebiete genug natürlichen Schnee, in neun Prozent könnten Schneekanonen helfen - für 87 Prozent der Gebiete gäbe es zu Weihnachten keine Schneesicherheit mehr.

"Düsteres Bild für den Skitourismus"

"Die langfristige Entwicklung zeigt also ein recht düsteres Bild für den Skitourismus im bayerischen Alpenraum", schreibt Steiger. Vor allem, weil die Skigebiete mittelfristig, also in einem Zeitraum von 15 bis 25 Jahren, rund ein Drittel mehr Schnee produzieren müssten, um schneesicher zu bleiben. Langfristig, also in 25 bis 65 Jahren, müsse die Produktion nach den derzeitigen Klimamodellen verdoppelt bis verdreifacht werden.

Es sei fraglich, ob die Skigebiete in der Lage seien, derartige Kostensteigerungen zu tragen. Eine Verschlechterung der Wettbewerbsfähigkeit gelte als wahrscheinlich, nicht zuletzt angesichts der Nähe zu Österreich und seinen größeren, höher gelegenen Skigebieten.

Von den ökologischen Folgen ist hier noch gar keine Rede. "Angesichts der immensen Investitionen und des riesigen Verbrauchs an Wasser, Energie und Landschaft gilt es, jedes einzelne (Beschneiungs-)Projekt genau zu prüfen", sagt Hanspeter Mair, Geschäftsbereichsleiter Hütten, Naturschutz und Raumordnung beim DAV. Der Alpenverein fordert die Landesregierung auf, keine Steuergelder mehr für Beschneiungsanlagen als Subventionen zu gewähren.

Stattdessen müssten langfristige Konzepte entwickelt werden, die dem Klimawandel ebenso wie der regionalen Raumplanung gerecht werden. Gerade für niedrig gelegene Skigebiete müsse nach alternativen Tourismuskonzepten gesucht werden.

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