Oberpfalz:Regensburg streitet über Stühle

Lesezeit: 1 min

Draußen sitzen in Regensburg ist sehr schön, nur manchmal nicht ganz einfach. Auf Biergartenstühlen in Stadtamhof offenbar schon. (Foto: Volker Preusser/imago images)

In der Welterbe-Stadt wird wieder über die Freisitze diskutiert. Diesmal nicht über die Frage, wo sie sein dürfen, sondern welche Möbel da stehen dürfen. Bestimmte Rattanstühle offenbar nicht.

Glosse von Katja Auer

Man muss gar nicht der allerfeinsinnigste Ästhet sein, um im Urlaub gelegentlich zusammenzuzucken. Wunderschöne Altstadt, historische Bauten, Restaurant mit Meerblick - und dann abgeranzte Plastikstühle auf dem jahrhundertealten Pflaster. Klassizistische Fassaden, mittelalterliche Laubengänge, antike Säulen - und im Café Sonnenschirme mit Zigarettenwerbung und hässliches Baumarkt-Mobiliar. Wer da ein bisschen empfindlich ist, muss gelegentlich leiden in jenen Ländern, wo es alles gibt, was die Sommer-Sehnsucht stillen kann. Außer einer ordentlichen Freisitz-Gestaltungs-Verordnung.

So muss das nicht unbedingt heißen, aber - natürlich - ist in Bayern vielerorts geregelt, was sich die Wirte vor die Tür stellen dürfen. In Bambergs Altstadt zum Beispiel, immerhin verziert mit dem Welterbe-Titel, sind Plastikstühle nicht erlaubt, ebensowenig Werbung auf dem Mobiliar oder einfache Bierbank-Garnituren vor den Cafés. Es soll halt passen zum historischen Charakter der Altstadt.

Newsletter abonnieren
:Mei Bayern-Newsletter

Alles Wichtige zur Landespolitik und Geschichten aus dem Freistaat - direkt in Ihrem Postfach. Kostenlos anmelden.

So ist das auch in Regensburg, ebenso Welterbe-Stadt, und noch deutlich strenger mit den Verordnungen. Während sich die Bamberger mit ein paar Grundsätzen begnügen, haben die Regensburger nicht nur die Größe und Form der erlaubten Sonnenschirme festgeschrieben, sondern auch das Erscheinungsbild von Tischen und Stühlen. Sie sind als "schlanke Metall- oder Holzkonstruktion in einfachem, ansprechenden Design auszuführen", heißt es in der entsprechenden Verordnung. Grelle Farben sind nicht erlaubt, eine uneinheitliche Ausführung ebenfalls nicht.

Nun war ja in Corona-Zeiten alles anders, als drinnen nichts mehr ging, verlagerte sich das Leben nach draußen. Schani-Gärten blühten auf, an jeder freien Ecke wurden Tische und Stühle aufgestellt. Weil das die meisten Leute ganz schön fanden, soll es auch so bleiben, viele Städte erlauben ihren Wirten weiterhin großzügige Freisitze. Auch Regensburg. Nur auf die Gestaltung soll nun wieder etwas gründlicher geachtet werden, erst im vergangenen Jahr hatte der Stadtrat neu über die Freisitze entschieden.

Und so soll ein Wirt nun sein Mobiliar austauschen. Seine Rattan-Stühle passen der Verordnung zufolge offenbar nicht zum Stadtbild, die Armlehnen zumindest, jedenfalls sollen die Sessel weg. Die Mittelbayerische Zeitung hat daraufhin den Aufschrei von Politikern verschiedener Fraktionen dokumentiert, die sich über die allzu strenge Stadtverwaltung aufregen. Ob das nun alles Ästheten sind oder nicht - jene Satzung hat der Stadtrat zuvor jedenfalls einstimmig mitgetragen.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusSZ-Serie: Anders leben
:"Nur das Gesicht lass ich frei"

Hans Buchwieser ist von Kopf bis Fuß tätowiert. Kein Millimeter auf seinem Körper ist ohne Farbe. Wie es ist, als Volltätowierter in einem kleinen Ort wie Garmisch-Partenkirchen zu leben und warum er fast jeden Tag an seinen Kopf denkt.

Von Lisa Schnell

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: