Regensburg:Museum der Bayerischen Geschichte eröffnet im Juni

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Neues Regensburger Wahrzeichen: Die Vollendung des Museums der Bayerischen Geschichte am Donaumarkt rückt langsam näher. (Foto: Stefan Hanke/Haus der Bayerischen Geschichte)

Wegen eines Großbrands wurde die "Heimat des Freistaats" später fertig als geplant. Die Euphorie von Machern und Minister schmälert das nicht.

Von Hans Kratzer, München

Kunstminister Bernd Sibler strahlte am Mittwoch im Münchner Presseclub dermaßen übers ganze Gesicht, dass die Möglichkeit, er werde eine schlechte Nachricht verkünden, praktisch ausgeschlossen war. "Wir sind auf der Zielgeraden", teilte Sibler dem Auditorium mit, bevor er die frohe Botschaft verkündete: "Am 4. Juni 2019 wird am Donaumarkt in Regensburg das neue Museum der Bayerischen Geschichte eröffnet." Endlich, werden sich viele gedacht haben, denn Hiobsbotschaften gab es einige, seitdem der damalige Ministerpräsident Horst Seehofer im Jahr 2008 in einer Regierungserklärung die Gründung eines solchen Großmuseums angekündigt hatte.

Eigentlich sollte der Komplex bereits im Herbst 2018 eröffnet werden, quasi als Parallelereignis zum 100. Geburtstag des Freistaats Bayern. Ein Großbrand in einem Gebäudetrakt im Sommer 2017 machte diesen Plan zunichte. Die schlimmsten Befürchtungen haben sich nicht bewahrheitet, die Verzögerung beschränkt sich "nur" auf ein halbes Jahr. Richard Loibl, der als Leiter des Hauses der Bayerischen Geschichte für die Gesamtkonzeption des Museums verantwortlich ist, nannte es eine Meisterleistung, das Gebäude nach der Grundsteinlegung im Mai 2015 trotz des verheerenden Feuers in vier Jahren vollendet zu haben. "Das könnte ein Weltrekord sein", vermutete Loibl. Das Museum sei sogar noch schneller fertig geworden als seinerzeit das ebenfalls extrem rasch hingestellte Staatliche Textil- und Industriemuseum in Augsburg. Die geplanten Baukosten in Höhe von 70 Millionen Euro werden sich durch den Brand auf knapp 80 Millionen erhöhen, teilte Loibl mit, das Feuer schlage mit gut zehn Millionen Euro Mehrkosten zu Buche.

Nach wie vor maunzen manche Regensburger, wie mächtig sich dieser Museumsriegel in die Silhouette der Regensburger Altstadt hineinschiebt. Sibler sprach dagegen von einem "weiteren Juwel der bayerischen Kulturlandschaft", es sei eine Schatzkammer unserer Geschichte, die das historische Bewusstsein stärke. Auch im Landtag gingen die Meinungen stets weit auseinander. Während Vertreter der Staatsregierung rühmend von einem bayerischen Leuchtturm-Projekt sprachen, sparte die Opposition nicht mit vorauseilender Kritik, getrieben von der Sorge, es könnte eine zu einseitige Sicht auf die Landesgeschichte vermittelt werden. Freilich hat es ein Haus, das die jüngere Geschichte Bayerns und seiner Landesteile erzählt, bisher nicht gegeben, obwohl die ersten Pläne für ein solches Museum bereits nach dem Krieg verhandelt wurden. "Wir werden am 4. Juni sozusagen die Heimat des Freistaates Bayern eröffnen", sagte Sibler, während Loibl den Museumskomplex als ein "neues Wahrzeichen für Regensburg" rühmte. Überdies verwies er mit Stolz auf die Besucherziel-Rangliste eines Reisemagazins, auf dem das Museum als ein "Must see!" ganz oben rangiert.

Am 5. Juni, einen Tag nach der Eröffnung, soll der Publikumsbetrieb anlaufen. Das Haus der Bayerischen Geschichte kalkuliert vorsichtig mit einer jährlichen Besucherzahl von 100 000 plus x. Dass die Quote im ersten Jahr weitaus höher liegen dürfte, ist zu erwarten. Als ein Begrüßungsschmankerl kündigte Sibler an, das neue Museum könne bis zum 30. Juni kostenlos besucht werden. Vom 1. Juli an beträgt dann der Eintritt in die Dauerausstellung fünf Euro für Erwachsene (ermäßigt vier Euro). Für Kinder und Jugendliche sowie für Studenten bis zum 30. Lebensjahr bleibt der Eintritt frei. Das Foyer des Museums wird als Flaniermeile von der Altstadt hin zur Donau generell offengehalten, eines Billetts bedarf es erst für den Besuch der Dauerausstellung. Unter anderem beherbergt dieses Foyer ein ebenfalls kostenlos zugängliches 360-Grad-Filmpanorama, das die Besucher augenzwinkernd in die Themen des Museums einführen wird.

2500 Quadratmeter Fläche werden künftig für die Dauerausstellung zur Geschichte Bayerns von 1800 bis in die Gegenwart zur Verfügung stehen, weitere 1000 Quadratmeter für Sonderausstellungen. Auf dieser Sonderfläche wird vom 27. September 2019 bis zum 8. März 2020 die nächste Bayerische Landesausstellung gezeigt, sie trägt den Titel "Hundert Schätze aus tausend Jahren". Dafür werden herausragende Objekte aus ganz Europa, etwa aus dem Pariser Louvre und aus der Sankt Petersburger Eremitage, nach Regensburg geholt. Wie Kurator Rainhard Riepertinger ankündigte, zeugen die Schätze von großen Erfindungen und mysteriösen Verbrechen, von Luxus und Pracht, von Höchstleistungen in Wissenschaft und Kunst. Für den Fall, dass nach dem Museumsbesuch Rekreation notwendig sein wird, haben die Planer bestens vorgesorgt. Der Komplex wird ein bayerisches Wirtshaus beherbergen, dessen Öffnungszeiten klugerweise über die des Museums hinausreichen werden.

© SZ vom 07.02.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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