Regensburger Korruptionsaffäre:Bauunternehmer Tretzel legt Revision ein

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Volker Tretzel (rechts) vor dem Landgericht München, das ihn wegen Vorteilsgewährung verurteilte. (Foto: Armin Weigel/dpa)

Gerade erst wurde Volker Tretzel verurteilt, weil er die Gunst des Regensburger Oberbürgermeisters kaufen wollte. Nun ist er mit dem Urteil unzufrieden - obwohl er zuvor einen Deal ausgehandelt hatte.

Von Lisa Schnell, München

Die Regensburger Korruptionsaffäre wird eine weitere Runde vor Gericht drehen. Bauunternehmer Volker Tretzel, der eben vom Landgericht München I wegen Vorteilsgewährung und Verstößen gegen das Parteiengesetz verurteilt wurde, legt Revision ein. So berichtet es die Mittelbayerische Zeitung. Schon das Verfahren gegen Tretzel in München war ein Revisionsverfahren, nun ist die Frage, ob es ein weiteres gibt. Der Bundesgerichtshof (BGH) muss das Urteil auf Rechtsfehler prüfen. Für Tretzel sieht es eine Bewährungsstrafe von einem Jahr und sechs Monaten vor sowie eine Geldstrafe von 1,5 Millionen Euro.

Zuvor hatte Tretzel zum ersten Mal seit dem Beginn der Regensburger Korruptionsvorwürfe 2016 ein Geständnis abgelegt. Er gab zu, den damaligen Regensburger Oberbürgermeister Joachim Wolbergs (damals SPD) über ein Strohmannsystem jahrelang durch Parteispenden unterstützt zu haben. Damit habe er sich "ein gewisses Wohlwollen" des Oberbürgermeisters sichern wollen. Er löste damit seinen Teil einer Vereinbarung mit Staatsanwaltschaft und Gericht ein, die vorsah, dass er im Falle eines Geständnisses höchstens zu einem Jahr und neun Monaten verurteilt werden sollte und höchstens eine Geldstrafe von 1,5 Millionen Euro zahlen müsste. Das Gericht schöpfte diesen Rahmen fast vollständig aus.

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Seine Strafe fiel im ersten Prozess 2019 in Regensburg wesentlich milder aus. Damals wurde er zwar auch wegen Vorteilsgewährung verurteilt, erhielt allerdings nur zehn Monate Haft auf Bewährung. Auch der damalige Oberbürgermeister Wolbergs wurde wegen Vorteilsannahme verurteilt, eine Strafe erhielt er allerdings nicht. Nachdem der BGH das Urteil als zu milde kritisierte und aufhob, wurden die Prozesse aufgespalten: Wolbergs erwartet nun ein eigenes Verfahren in München. Den Prozess gegen Tretzel bezeichnete er als "Farce". Dass er nicht als Zeuge aufgerufen wurde, habe ihn gewundert. Seine Perspektive habe für das Gericht keine Rolle gespielt. Wenn in München der Revisionsprozess gegen ihn startet, wird er die Gelegenheit haben, seine Ansichten darzulegen.

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