Man kennt das ja vor allem aus München bei der Wohnungssuche: die unmoralischen Angebote. Die zehn Jahre alte Küche aus Pressspanplatten vom Schweden muss zwingend für 4000 Euro Ablöse übernommen werden, aber dann gehört die Wohnung Ihnen. Klar kriegen Sie das Kabuff am Ende des Flurs, das im offiziellen Mietvertrag als "Kammer" firmiert, wenn ich dafür während meiner Weltreise mein Glump weiter in der Wohnung parken darf und Sie sich um meine acht Katzen kümmern.
Doch die Not ist nicht nur in der Landeshauptstadt groß, auch Mietern in Boom-Städten wie Regensburg geht es an den Kragen. Und so ist nun in ebenjenem Regensburg ein Wohnungsangebot aufgetaucht, das vielleicht nicht unbedingt unmoralisch, aber eventuell unsinnig sein könnte. Die Stadtbau Regensburg GmbH, das kommunale Wohnungsunternehmen der Stadt, bietet auf einer einschlägigen Immobilien-Plattform eine - wie soll man es nennen? Behausung? - "sanierungsbedürftige" Immobilie an, so steht es in der Anzeige.
Zugegebenermaßen zu einem unschlagbaren Preis von monatlich 1200 Euro Kaltmiete für 151 Quadratmeter Wohnfläche und 605 Quadratmeter Grundstück. Das Objekt, zwei Reihenhäuser, befindet sich im Regensburger Kasernenviertel, keine schlechte Lage. Damit ist die Aufzählung der Vorteile vermutlich zu Ende.
In der Anzeige ist von einem "unrenovierten" Zustand die Rede. Die Häuser wurden 1924 erbaut und seitdem wurde augenscheinlich höchstens hier und da mal etwas repariert. Von dem Altbau - das wünschen sich doch alle immer! - ist viel Alt und wenig bau übrig. Einen "kreativen" Umgang mit Fotoapparat und -shop, wie ihn viele Makler und Vermieter pflegen, kann man der Stadtbau auch nicht vorwerfen.
Die Stadtbau steckt in einer Zwickmühle: Man will einerseits keine Immobilien mehr der Privatwirtschaft zum Fraß vorwerfen. Dem Nachrichtenportal Regensburg Digital rechnete Stadtbau-Chef Götz Kessler vor, dass man aber die Miete drastisch erhöhen müsste, wenn man selbst renovieren würde. Deshalb wird jemand mit "handwerklichem Geschick" gesucht.
Das wiederum geht ein in die Annalen der besten Euphemismen. Der noch zu findende Traum-Mieter muss Sanitärinstallationen und Heizung einbauen (lassen), den Innenausbau regeln und durchführen sowie Fassade und Fenster renovieren. Ach so, das Dach muss auch neu gemacht werden. Das Häuschen aus der Hölle bräuchte also am besten eine eierlegende Wollmilchsau mit Meisterbrief in diversen Gewerken. Aber hey, es gibt altes Fischgrät-Parkett! Das ist schon schön.