Würzburg:Bewährung nach Schuss auf Polizeischüler rechtskräftig

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Ein angeklagter Polizeischüler (r) sitzt im Sitzungssaal des Amtsgerichts neben seinem Anwalt Peter Auffermann. (Foto: Daniel Karmann/dpa/Archivbild)

Nach dem tödlichen Schuss auf einen Polizeischüler ist die Bewährungsstrafe gegen den Schützen rechtskräftig. Die Staatsanwaltschaft Würzburg hat nach...

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Würzburg (dpa/lby) - Nach dem tödlichen Schuss auf einen Polizeischüler ist die Bewährungsstrafe gegen den Schützen rechtskräftig. Die Staatsanwaltschaft Würzburg hat nach „umfassender Prüfung“ ihre Berufung zurückgenommen, wie ein Sprecher der Deutschen Presse-Agentur am Mittwoch mitteilte.

Der 21 Jahre alte Polizeischüler wurde im Februar 2019 in einer Würzburger Kaserne von einem Kollegen erschossen. Ein Versehen, wie es der Angeklagte vor Gericht schilderte. Beide hätten aus Spaß einen Deutschuss simuliert. Dem damals 19-Jährigen sei nicht bewusst gewesen, dass sich eine Kugel im Lauf der Waffe befand.

Der Schütze hatte die Waffe nicht ordnungsgemäß entladen, wie das Amtsgericht Würzburg im Juli urteilte. Die Kammer verhängte nach einer eintägigen Verhandlung eine Jugendstrafe wegen fahrlässiger Tötung von einem Jahr und drei Monaten auf Bewährung. Zusätzlich muss der Angeklagte 2400 Euro in Raten von 100 Euro an die Eltern des Verstorbenen zahlen. Der Polizeischüler wurde Ende September auf eigenen Antrag hin aus dem Beamtenverhältnis entlassen.

Rechtsanwalt Jürgen Scholl, der die Familie in der Nebenklage vertrat, warf der Kammer nach der Urteilsbegründung eine unzureichende Aufklärung vor. Die Beweisaufnahme habe vorwiegend auf den Aussagen des Schützen beruht und es sei nicht abschließend geklärt worden, warum die Kontrollmechanismen den Vorfall nicht verhindern konnten.

Auch die Staatsanwaltschaft wollte den Fall noch einmal prüfen und legte Berufung ein - die am 9. November wieder zurückgenommen wurde. „Die Rücknahme eines Rechtsmittels wird üblicherweise nicht begründet“, hieß es am Mittwoch seitens der Staatsanwaltschaft.

Vor Prozessbeginn gab die bayerische Bereitschaftspolizei bekannt, dass eine Expertengruppe keine strukturellen Problemfelder in der Waffen- und Schießausbildung festgestellt habe. Beamte müssten ein zusätzliches Waffentraining absolvieren.

Ein Führungsbeamter sei nun bei jedem Wachwechsel in der Würzburger Kaserne zur Beaufsichtigung beim Entladen anwesend. Für Waffenschließfächer gebe es mittlerweile Aufkleber zur Warnung. Sie sollen daran erinnern, dass die Pistolen richtig entladen sein müssen.

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