Mitten in Bayern:Der Vogelfreie von Büttelbronn

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Was treibt ihn an: Hunger, Spaß oder doch der Drang nach Aufmerksamkeit? Die Schlagzeilen hat ein herrenloser Pfau mit seinem Treiben jedenfalls sicher.

Von Maximilian Gerl

Hirnchirurgen seien an dieser Stelle ausdrücklich ausgenommen. Für alle anderen gilt die Volksweisheit, dass man seinem Gegenüber nicht in den Kopf schauen kann. Für Tiere gilt das noch mehr. Wie sie ihre Umwelt wahrnehmen und was sie sich denken, ja, darüber können wir Vermutungen anstellen. Aber oft sehen wir tierischem Verhalten auch ziemlich ratlos zu. Führt der Hunger zu diesen sonderbaren Sperenzchen? Der Spieltrieb? Oder steckt dahinter etwas ganz anderes, etwa: der Drang nach Aufmerksamkeit?

Letztere Interpretation böte sich zumindest im Falle eines Pfaus an, der seit Wochen durch den Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen spaziert - und es dadurch zu einer Berühmtheit gebracht hat, die den meisten Menschen für immer versagt bleiben wird. "Geliebt und verflucht: der kecke Pfau von Büttelbronn", titelte zum Beispiel der BR einen Beitrag über den Vogel. Dieser zieht demnach in dem kleinen Ort unbehelligt von Garten zu Garten, frisst Beete leer, schmückt Terrassen mit Hinterlassenschaften und treibt den Bürgermeister zur Verzweiflung. Denn der alte Halter ist verzogen und ein neuer will sich die Verantwortung nicht aufbürden. Was das herrenlose Federvieh ausweislich der Schlagzeilen für sich zu nutzen weiß. "Pöbel-Pfau sorgt in bayerischem Dorf für Chaos", meldete Focus Online. Und weil der Pfau anscheinend blaue Autos anpickt, fand Bild vergangene Woche eine Bild-gerechte Zeile: "Frei laufender Vogel terrorisiert ganzes Dorf: Ein Pfau sieht blau." Drunter geht es jetzt nicht mehr.

Vielleicht sollte man die Dinge aber auch nicht überinterpretieren. Erstens liegt es in der Natur der Sache, dass ein Pfau macht, was er will, wenn er darf; zweitens hat ihm die ganze Aufmerksamkeit bislang eher wenig eingebracht. Im nahen St. Veit, Teil des Markts Pleinfeld, ließen sie es trotzdem lieber erst gar nicht so weit kommen. "Schon wieder ein Pfau in Altmühlfranken unterwegs", schrieb neulich das Online-Portal nordbayern.de - konnte aber gleich Entwarnung geben. "Neun Feuerwehrler gingen nun mit einem Kescher bewaffnet in den Wald." Der Pfau floh auf ein Feld, doch von dort gab es kein Entkommen. Eingefangen und abtransportiert: Der Vogelfreie von Büttelbronn dürfte das, sofern er es denn versteht, durchaus als Warnung begreifen.

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