Mitten in Passau:Sightseeing im Klärwerk

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Die Stadt Passau kann sich des womöglich exklusivsten Unesco-Welterbes überhaupt rühmen: Es ist öffentlich nicht zugänglich. Und man will auch wirklich nicht unbedingt hin.

Glosse von Maximilian Gerl

Vielerorts wäre man froh, würde eine Sehenswürdigkeit von internationaler Strahlkraft Gäste (und ihre Portmonnaies) locken. Allein, so etwas Großes wie ein Unesco-Welterbe ist nur wenigen vergönnt. Würzburg und seine Residenz gehören dazu oder die Altstädte von Bamberg und Regensburg, allesamt wahre Touristenmagnete. Und auch Passau darf sich zum erwählten Kreis der Welterbestätten zählen, seit der Donaulimes - beziehungsweise das, was von ihm über viele Hunderte Kilometer übrig blieb - im Sommer in diese Liste aufgenommen wurde. Doch obwohl die Stadt auf Touristenströme sonst bestens eingestellt ist, könnte der Titel nun ausgerechnet zum Problem werden. Denn eine der insgesamt drei Passauer Limes-Fundstätten ist zwar leicht zu finden, aber unmöglich zu besuchen: Sie liegt mitten in einer Kläranlage.

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Tatsächlich: Auf Google Maps ist der "Burgus" längst als Ortsmarke hinterlegt, auch in der realen Welt weisen Schilder zum "Römischen Wachtturm". Von dem aus sicherten die alten Römer einst ihre Grenze gegen die Germanen. Das Prinzip Abschreckung funktioniert dabei heute noch, nur auf andere Weise. Interessierte und Turm-Überreste trennen ein Zaun, knapp 100 Meter und ein nicht für alle Nasen erfreulicher Geruch. Ein Problem, das Passaus Kulturreferent im Bayerischen Rundfunk jüngst mit Humor nahm: "Welterbe in der Kläranlage - wenn man absurdes Theater mag, wäre das ein guter Titel."

So gesehen ist Passau nicht nur Teil einer exklusiven Runde; die Stadt darf sich womöglich sogar des exklusivsten Welterbes überhaupt rühmen. Denn öffentlich zugänglich ist die Attraktion nicht. Und in einer Kläranlage gibt es genug andere Geschäfte zu verrichten, als ständig Touristengruppen übers Betriebsgelände zu lotsen. Dabei ist der einstige Wachtposten ausweislich Fotos hübsch hergerichtet, trotz der braunen Brühe, die in den benachbarten Becken schwappt: Die Fundamente wurden in den 1970er-Jahren entdeckt, aufgemauert und überdacht. Doch damals gab es eben noch kein Internet und vor allem keinen Welterbetitel. Darum werden in Passau nun Alternativen gesucht, Touristen und Magnet trotz aller Widrigkeiten zusammen zu bringen. Als eine Option gilt, an einem am Klärwerk vorbeiführenden Weg Informationstafeln aufzustellen. Das Welterbe ließe sich so zwar nur aus der Ferne erahnen. Dafür fiele das Atmen nicht ganz so schwer.

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