Olympia-Bewerbung:Hilfe für die "bayerischen Freunde"

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Oberammergau ist abgesprungen, in Garmisch meutern die Bauern - die Münchner Olympiabewerbung steht unter keinem guten Stern. Doch jetzt naht Hilfe.

M. Szymanski u. M. Frank

Nachdem in Garmisch-Partenkirchen Grundstückseigentümer heftigen Widerstand gegen die Bewerbung für Olympia 2018 leisten, bringt sich das Allgäu als Austragungsregion für die Winterspiele erneut ins Gespräch. Auch das österreichische Bundesland Tirol steht in den Startlöchern: Die Olympiastadt Innsbruck stünde mit perfekter Infrastruktur vor allem für die Alpin-Rennen bereit, heißt es.

Willy Bogner in Not: Die Olympiabewerbung Münchens steht unter keinem guten Stern. Doch nun wollen Innsbruck und das Allgäu einspringen. (Foto: dpa)

In einem Brief an Ministerpräsident Horst Seehofer fordert der Oberallgäuer Landrat Gebhard Kaiser (CSU) die Staatsregierung auf, zu prüfen, ob nicht doch bereits bestehende Anlagen in Oberstdorf und im oberbayerischen Ruhpolding genutzt werden könnten. "Man kann die Olympischen Spiele nicht gegen den Willen der Grundstückseigentümer organisieren", schreibt Kaiser. "Wir im Oberallgäu sind bereit, Verantwortung zu übernehmen."

Oberstdorf und Ruhpolding waren in früheren Konzepten bereits als mögliche Austragungsorte diskutiert worden. Die Organisatoren hatten sich aber dagegen entschieden, weil aus deren Sicht auf die Besucher und Athleten weitere Wege zukämen und ein kompakteres Standortkonzept für die Spiele bessere Erfolgsaussichten habe.

So geübt wie im Austragen von Olympischen Winterspielen ist Innsbruck in Tirol indessen darin, sich für andere gescheiterte Bewerber als Ersatz in die Bresche zu schlagen. Nun auch diesmal: Der Tiroler Landeshauptmann und frühere Wiener Innenminister Günther Platter hat wissen lassen, die Hauptstadt seines Landes werde liebend gerne einspringen, wenn München mit seiner Bewerbung am Widerstand der Garmischer Bauern und an anderen Unwägbarkeiten scheitern sollte.

Innsbruck: "Jederzeit" bereit

Schon 1976 war Innsbruck für Denver in Colorado zur Stelle, als damals die Bevölkerung, verschreckt von den gewaltigen Kosten, die Bewerbung ihrer Stadt gekippt hatte. Damals galt aus Tiroler Sicht das Gleiche wie heute: Nach den ersten offiziell 1964 in Innsbruck ausgetragenen - und 1976 wiederholten - Spielen verfüge die Stadt über alles, was ein Olympiaort bieten müsse. Alle Sportstätten seien vorhanden - von den Pisten bis zu den Schanzen. Auch Quartiere gebe es genug.

Schon als die Austragung des Wintersportspektakels 2014 im russischen Sotschi ins Gerede kam, weil die Sportstätten zu weit entfernt seien, hatte sich Innsbruck in Erinnerung gebracht. Aus dem Büro des Landeshauptmannes war am Sonntag für die SZ zu erfahren, dass man "jederzeit" bereitstehe, für die "bayerischen Freunde" einzuspringen.

Ungeachtet dessen lud der wegen seiner defensiven Informationspolitik umstrittene Bürgermeister von Garmisch-Partenkirchen, Thomas Schmid, alle Gemeinderatsmitglieder am 2. August zu einer Sommerklausur über die Olympiabewerbung ein. Seine Erkenntnis: "Wir haben gesehen, dass einige Gemeinderatsmitglieder nicht den gleichen Informationsstand haben und es offene Fragen gibt." Er, Bürgermeister Schmid, wolle diese nun gerne beantworten.

© SZ vom 26.07.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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