Constanze Höfinghoff hat lange in Nordfriesland gearbeitet, dem nördlichsten Landkreis Deutschlands. Vor Kurzem ist die 49-Jährige von St. Peter-Ording als Tourismuschefin nach Oberstaufen gewechselt - ins Oberallgäu, den südlichsten Kreis der Republik. Schnee statt Regen, Berge statt Meer - und doch gibt es Gemeinsamkeiten, sagt die 49-Jährige.
SZ: Frau Höfinghoff, haben Sie sich schon adaptiert oder sagen Sie noch "Moin"?
Höfinghoff: Ehrlich gesagt, meistens rutscht mir noch ein "Moin" raus, nach 25 Jahren in Schleswig Holstein kriege ich es nicht weg. Dabei komme ich eigentlich aus dem Ruhrgebiet.
Oberstaufen an der Grenze zu Österreich ist bekannt für seine Schroth-Kur, vor allem aber für seine Natur. An den Buchenegger Wasserfällen, sagt die neue Tourismuschefin Constanze Höfinghoff, "latschen die Leute auch mal mit Flipflops" rum, was es in Zukunft zu verhindern gelte.
Am feinen Sandstrand von St. Peter-Ording sind Flipflops dagegen Teil der Normalität für Touristen. Besucherlenkung und damit ein Gefühl für die natürliche Umgebung spielte bei 2,6 Millionen Gästen pro Jahr auch dort eine herausragende Rolle in Höfinghoffs Arbeit.
Wieso wechselt man als Tourismuschefin vom nördlichsten in den südlichsten Kreis?
Es ist tatsächlich ein großer Schritt. Ich habe in Gelsenkirchen Abitur gemacht, aber in Lübeck studiert und bin dann zwischen den Meeren hängen geblieben. Davor hatte ich auch einmal einen Abstecher nach Nürnberg, aber die Erfahrung war nicht so schön. Ich hatte eigentlich nicht vor, Schleswig-Holstein noch einmal zu verlassen.
Wenn Sie in Nürnberg waren, sind Sie ja bayerisch vorbelastet?
Das war 1994, für die Nürnberger war damals Würzburg schon Norddeutschland und Hamburg Skandinavien. Ich war 23, das war nichts für mich.
Und jetzt gehen Sie ins Allgäu, wo den Menschen nachgesagt wird, etwas bärbeißig zu sein?
Da steht der Allgäuer dem Nordfriesen in nichts nach, dort leben auch nicht die einfachsten Menschen. Ich finde das Kantige sehr attraktiv.
Was ist am Allgäu und Oberstaufen noch attraktiv, um vom Meer in die Berge zu kommen?
Ich dachte eigentlich, ich brauche die Weite, dass mir das hier alles zu eng ist. Aber dann war ich im Mai und später noch einmal für ein paar Tage hier und habe mich gleich verliebt: Am Bergkamm oben war noch Schnee, die Flussläufe glitzerten vor sich hin, sattes Grün. Die Bienen schwirrten, der Duft der Wildblumen. Volles Programm. Ich dachte: Das ist doch alles nicht echt hier, das kann ja gar nicht wahr sein.
Und dann müssen Sie als erste Amtshandlung den Touristen sagen, dass sie erst einmal zu Hause bleiben sollen.
Ich habe nur gesagt, was sinnvoll und normal ist. Die Corona-Thematik ist im Norden ja nicht anders. Wir müssen jetzt noch einmal die Zähne zusammenbeißen, aber dann braucht es einen Stufenplan zur Öffnung. Wir brauchen Perspektiven. Wenn wir nicht bis Ostern Gäste begrüßen können, wird es einige treffen.
Einer Ihrer Vorgänger hat gesagt, er wolle Oberstaufen zum Sylt des Südens machen. Da wären Sie ja die Richtige?
Das ist Quatsch, ich kenne das Zitat auch nicht. Sylt ist Sylt, St. Peter-Ording ist St. Peter-Ording und Oberstaufen ist Oberstaufen - mit ganz anderen Gästestrukturen. Ich muss hier viel Organisatorisches angehen nach sechs Geschäftsführern im Tourismus in den letzten sechs Jahren. Wir haben andere Produkte: Früher hatte ich zwölf Kilometer Strand, jetzt halt Loipen und Bergbahnen. Gerade genieße ich diese riesigen Schneemassen. Aber ansonsten ähneln sich die Themen ja: Wir brauchen zum Beispiel eine bessere Besucherlenkung, die Nagelfluhkette ist ein Riesenschatz, den müssen wir besser hervorheben. Wir werden die Identität von Oberstaufen definieren und uns dann positionieren.