Oberpfalz:Regensburg diskutiert über neues Museum und Brückenbelag

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Der Belag der Steinernen Brücke ist Gesprächsthema. (Foto: dpa)
  • Nach acht Jahren Sanierung wird die Steinerne Brücke in Regensburg offiziell wieder eröffnet.
  • Der Belag besteht nun aus Granitplatten, was für Diskussionen sorgt.
  • Viele wünschen sich das Kopfsteinpflaster zurück.

Von Andreas Glas, Regensburg

An diesem Wochenende soll Regensburg eine einzige Party sein, das ist der Plan der Stadt. Dann dürfen die Menschen erstmals einen Blick in das Museum der Bayerischen Geschichte werfen, das im kommenden Jahr öffnen soll. Rundherum gibt es Samstag und Sonntag Livemusik, ein Unterhaltungsprogramm und eine Lichtinstallation, die Museum und Altstadt in Farben taucht. Am Sonntag wird nach ihrer Sanierung auch die Steinerne Brücke wiedereröffnet, alles ganz feierlich. Alles? Na ja. Nicht nur mit dem Museum fremdeln viele Regensburger. "Wellblechhütte", "klotzig", "Anblick des Grauens". Das sind Kommentare, die man im Netz über das Gebäude liest. Auch die Brücke sorgt für Diskussionen.

Zum einen, weil das Kopfsteinpflaster verschwunden ist, das die Brücke seit dem 19. Jahrhundert prägte. Nach der Sanierung liegen dort große, glatte, graue Granitplatten. "Wir haben diesen sterilen Belag damals intensiv bekämpft", sagt Egon Greipl, bis 2013 Chef des Landesamts für Denkmalpflege. Ihn erinnert der Granit "an Fußgängerzonen der Sechziger- und Siebzigerjahre". Die Stadt verteidigt sich - und beruft sich auf ein Foto, das um 1860 entstand und Granitplatten zeigt. "Historisch der richtige Belag", findet der städtische Tiefbauamtsleiter Peter Bächer.

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Die Kritiker wiederum argumentieren, dass auch der Granit erst im 18. Jahrhundert auf die Brücke kam. Zuvor sei der Belag mehrmals verändert worden, ursprünglich waren es wohl Kieselsteine. Viele finden es willkürlich, dass die Sanierer sich das Jahr 1860 als Vorbild rausgegriffen haben. Die Nostalgie, mit der viele Bürger dem Kopfsteinpflaster nachtrauern, ficht die Stadt nicht an. "Die Menschen kennen halt nur dieses Pflaster", sagt Bächer. Zudem seien die Granitplatten praktischer für Rollstuhlfahrer und Radfahrer.

Auch bei der Brüstung, die nun aus Sicherheitsgründen höher und breiter ist, entschied man sich für Granit, auch das gefällt nicht jedem, weil sich die helle Brüstung deutlich abhebt vom übrigen Mauerwerk. Für Streit zwischen Experten hatte unter vielem anderen der Mörtel gesorgt, der bei der Sanierung zum Einsatz kam, sogenannter Romanzement-Mörtel. Dieser versiegele das Mauerwerk zu stark, lasse eindringendes Wasser schwer ablaufen, argumentierten Denkmalschützer und Restauratoren. Sie warnten, der Mörtel könne bald neue Schäden produzieren. Die Stadt aber versichert, dass der eingesetzte Mörtel der beste für die Brücke sei. Ob er sich bewährt, wird die Zukunft zeigen.

Schließlich gibt es noch einen Umstand, der in Regensburg praktisch gar keinen kritischen Widerhall fand: Der Granit für den neuen Bodenbelag der Brücke stammt überwiegend aus dem Steinbruch des früheren Nazi-Konzentrationslagers Flossenbürg. Seit Jahren gibt es Kritik daran, dass der Steinbruch kein Erinnerungsort ist, sondern in Betrieb. Wo die KZ-Häftlinge sich zu Tode schufteten, wird immer noch Granit abgebaut.

Der Steinbruch gehört dem Freistaat, der ihn nach Kriegsende immer wieder verpachtet hat. Erst 2025, wenn der derzeitige Pachtvertrag mit einem privaten Betreiber ausläuft, soll er in die Flossenbürger KZ-Gedenkstätte integriert werden. Der Steinbruch ist umstritten, doch dass die Stadt Regensburg dort den Bodenbelag für die Steinerne Brücke bestellte, ist auch deshalb ein Thema, weil es in Regensburg ein Außenlager des früheren KZ Flossenbürg gab - und die SS die dort Gefangenen am 23. April 1945 auf einen Todesmarsch über die Brücke trieb. In Stadtamhof, nahe der Brücke, erinnert ein Denkmal daran.

"Natürlich haben wir uns über solche Sachen Gedanken gemacht", sagt Tiefbauamtsleiter Bächer. Aber der Granit werde nun mal "am Markt angeboten", der Abbau "sichert Arbeitsplätze". Letztlich seien im Flossenbürger Steinbruch "die Mengen, die wir brauchten, am ehesten da gewesen".

© SZ vom 09.06.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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