Oberpfalz:Amberger spielen sich zum Weltrekord

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Der Oberpfälzer gilt als entspannt. Dass die Sachsen den Weltrekord im Mensch-ärger-dich-nicht-Spielen halten, kann er aber doch nicht auf sich sitzen lassen.

Kolumne von Katja Auer

Den Bayern wird gemeinhin eine gewisse Gelassenheit nachgesagt. Zumindest interpretieren Außenstehende die hiesige Lebensart offenbar als solche, zu der es gehört, stundenlang ohne größere Gefühlsregung vor einem Maßkrug zu sitzen.

Werden dann noch das aktuelle Weltgeschehen, die neuesten Liebesaffären unter Kollegen oder die Fußballergebnisse mit einem ausdrucksstarken "Mei" kommentiert, dann mag das tatsächlich größtmögliche Entspanntheit suggerieren. Anderswo wird ein solches Verhalten eher als Trägheit des Geistes gedeutet, worin jedoch die feinen Unterschiede bestehen, das erfordert eine tiefergehende Betrachtung an anderer Stelle.

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Schlüssig erscheint es dennoch, dass ausgerechnet ein Bayer das Gesellschaftsspiel "Mensch ärgere Dich nicht" erfunden hat, ein Oberpfälzer um genau zu sein, denen die nutzlose Aufregung völlig zuwider ist. Josef Friedrich Schmidt hieß der Mann, 1871 geboren, der mit seiner Erfindung Generationen von Familien beschäftigen und den Erfolg seiner Firma "Schmidt Spiele" begründen sollte.

Seiner Geburtsstadt brachte das bislang wenig außer einem Schild am Geburtshaus und einem übergroßen Freiluft-Spielbrett auf dem ehemaligen Landesgartenschaugelände, weil Schmidt, wie so viele, aus der Oberpfalz nach München verzogen war. Dort ist ihm das Spiel dann vor mehr als 100 Jahren eingefallen.

Nun aber wollten auch die Amberger ein bisschen profitieren und riefen zum Weltrekord-Versuch auf: Mensch-ärgere-Dich-nicht-Spielen auf dem Marktplatz. 1692 Menschen kamen und spielten an 375 Spielbrettern, gestellt von der Firma des Erfinders. Das reichte für den Rekord, so viele Leute hatten sich zu diesem Zweck vorher offenbar noch nie verabredet. Wenngleich die Amberger nicht die Ersten mit dieser Idee waren.

Den Weltrekord hielt bislang Limbach-Oberfrohna, eine Stadt im sächsischen Kreis Zwickau, von der nicht bekannt ist, wie es um die Gelassenheit ihrer Bewohner bestellt ist. Jedenfalls gingen bislang keine Stellungnahmen ein, ob und wie sehr man sich über den Verlust des Titels ärgert. Aus bayerischer Sicht lässt die Situation ohnehin nur eine angemessene Kommentierung zu. Mei.

© SZ vom 31.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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