Mitten in Bayern:Ein Journalist geht undercover

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Ein SZ-Kollege besitzt die Gabe, schon mal für einen Zivilpolizisten gehalten zu werden - und damit unter potenziellen Delinquenten Panik auszulösen.

Von Maximilian Gerl

Angeblich können Geübte sogar dann Polizistinnen und Polizisten auf 100 Meter Entfernung riechen, wenn diese ohne Uniform unterwegs sind. Besonders sensibel scheinen solche Nasen auf einen SZ-Kollegen zu reagieren, dessen Namen und Wohnort - eine bayerische Großstadt - man an dieser Stelle nicht schreiben darf, um seine - wenn auch unabsichtliche - Tarnung nicht zu gefährden. Denn er hat es in der Silvesternacht wieder einmal geschafft, für einen verdeckten Ermittler gehalten zu werden und damit Panik unter potenziellen Delinquenten zu stiften.

Tatsächlich nicht zum ersten Mal fand der Kollege sich undercover wieder. Vielleicht liegt es ja an seinem "verdächtig ordentlichen Haar", an dem - ausweislich einer Website zu dem Thema - der Zivilfahnder identifizierbar sein soll? Oder an der möglicherweise "lockeren Sportbekleidung", um in der Masse nicht aufzufallen? Sicher ist nur, dass der Auftritt des Kollegen in der Silvesternacht so auffällig unauffällig wie überzeugend geraten sein muss. Auf der Suche nach einer Zigarette näherte er sich einer Gruppe Jugendlicher, die das neue Jahr im vermeintlich sicheren Halbdunkel einer Grünanlage begrüßen wollte. Damit löste er jedoch so viele Alarmglocken aus, dass Tütchen mit zweifelhaftem Inhalt hinterrücks in die Büsche flogen und die Jugendlichen sich ängstlich für eine Kontrolle präparierten. Zu ihrem Glück gilt für Journalisten, anders als für Polizisten, der Quellenschutz.

Zu seinem Leidwesen allerdings berichtete der Kollege der Redaktion von seinem neusten durchschlagenden Ermittlungserfolg. Deshalb ging zwar bei ihm bereits der ein oder andere Lacher ein, aber noch kein Jobangebot der bayerischen Polizei. Dass seine natürliche Autorität auch auf weniger eindrucksvolle Gestalten abfärbt, weiß übrigens der Autor dieser Zeilen aus erster Hand zu berichten: Bei einem Spaziergang mit besagtem Kollegen wurden sie beide prompt für "Zivilbullen" gehalten. Ein Irrtum, der nie aufgeklärt wurde, zu stolz waren die Jugendlichen darauf, den richtigen Riecher gehabt zu haben.

Den anderen ging dagegen in jener Nacht bald ein Licht auf. Später konnte man sie durch die Büsche krabbeln sehen, mit dem Smartphone das Unterholz nach verlorenen Tütchen ausleuchtend.

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