Messerangriffe in Nürnberg:Stach der mutmaßliche Täter auch woanders zu?

Lesezeit: 1 min

  • Ermittler überprüfen, ob der mutmaßliche Nürnberger Täter auch an anderen Orten in Deutschland Verbrechen verübt haben könnte.
  • In München war zum Beispiel vor drei Wochen eine Frau von einem Unbekannten überfallen und schwer verletzt worden. Die Polizei prüft, ob das womöglich der Nürnberger Tatverdächtige war.
  • Das Motiv des mutmaßlichen Messerstechers ist weiter unklar.

Von Olaf Przybilla und Martin Bernstein

Nach der Festnahme eines Tatverdächtigen gehen Ermittler nun der Frage nach, ob der mutmaßliche Messerstecher von Nürnberg auch an anderen Orten in Deutschland Gewaltverbrechen verübt haben könnte. Man konzentriere sich zunächst auf die drei versuchten Mordfälle im Stadtteil Johannis, sagte Oberstaatsanwältin Antje Gabriels-Gorsolke. Sollten sich, auch aufgrund von DNA-Abgleichen, zusätzliche Verdachtsmomente in ähnlich gelagerten und bislang nicht aufgeklärten Fällen ergeben, werde man diesen umgehend nachgehen.

Vor drei Wochen war in München eine Frau von einem hochdeutsch sprechenden Unbekannten überfallen, beraubt und schwer verletzt worden. Die Frau hatte dem Angreifer Geld gegeben, dennoch stach der Unbekannte plötzlich mit dem Messer auf sie ein. Dann türmte er. Nun prüft die Münchner Polizei, ob das womöglich der 38-Jährige war, der die drei Frauen in Nürnberg attackiert haben soll. Denn in der Art, wie der Täter vorging, sehe man große Ähnlichkeiten. Die Münchner Mordkommission tauscht sich deshalb nach eigenem Bekunden intensiv mit ihren Nürnberger Kollegen aus. Überprüft werden auch weitere ähnliche Fälle, darunter der fünf Jahre zurückliegende sogenannte Isarmord an dem 31-jährigen Domenico L.

Der 38-Jährige hielt sich erst eine Woche in Nürnberg auf. Zuvor war der obdachlose Mann ohne festen Ankerpunkt in der Republik unterwegs. Letztmalig gemeldet war er in Berlin. Hinweise auf ein Motiv des 38-Jährigen - der entgegen offizieller Angaben vom Sonntag nicht in Thüringen, sondern in Sachsen-Anhalt geboren wurde - gebe es nicht, sagte die Staatsanwältin. Er schweige weiter zu den Vorwürfen. Die Bild mutmaßte am Montag, der 38-Jährige könnte aus "Hass auf Frauen" gehandelt haben, "nur weil seine Ex fremdging". Eine Bestätigung für derlei Spekulationen gibt es von Ermittlern so kurz nach der Festnahme nicht.

Auch Hinweise auf einen möglichen rechtsradikalen Hintergrund, wie in sozialen Medien aufgrund bestimmter Posts des 38-Jährigen gemutmaßt, sehen Ermittler laut Gabriels-Gorsolke nicht. Man überprüfe eher Kontakte ins Hooligan-Milieu, sagte ein hochrangiger Ermittler der SZ. Unter den 18 Vorstrafen des Mannes findet sich eine Vergewaltigung, zuletzt ein Rauschmitteldelikt. Ob er womöglich unter Drogen stand im Tatzeitraum, muss erst ermittelt werden.

© SZ vom 18.12.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Nach Messerattacken auf drei Frauen
:Der Albtraum in Nürnberg ist vorbei

Weil zwei Streifenpolizisten genau hingeschaut haben, wird ein 38-jähriger Mann trotz vager Täterbeschreibung festgenommen. Im Viertel herrscht Erleichterung.

Von Olaf Przybilla

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: