Lindberg:Entlaufener Wolf gesichtet - Nationalparkzentrum gesperrt

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  • Einer der im Bayerischen Wald entlaufenen Wölfe ist unweit des Nationalparkzentrums Falkenstein gesichtet worden.
  • Wie die Parkverwaltung mitteilte, wurden deshalb mehr als ein Dutzend Lebendfallen aufgestellt. Zudem seien Schützen mit Narkosegewehren im Einsatz.
  • Das Nationalparkzentrum Falkenstein im Landkreis Regen ist bis auf weiteres gesperrt.

Von Matthias Köpf, Lindberg

Der Nationalpark Bayerischer Wald hat am Freitag sein Besucherzentrum Falkenstein einschließlich der Freigehege und der Wanderwege gesperrt. Mindestens einer der Wölfe, die dort zwei Wochen zuvor aus ihrem Gehege entkommen waren, habe sich zuletzt wieder mehrmals in der Umgebung gezeigt, heißt es zur Begründung. Man habe daher weitere Fallen aufgestellt und Schützen mit Narkosegewehren postiert, um das Tier lebend zu fangen. Scharf geschossen werde derzeit nicht. Wer die sechs Wölfe vor zwei Wochen aus dem Gehege bei Lindberg (Landkreis Regen) befreit hat, ist weiter offen. Ein Tier wurde noch in der ersten Nacht von einem Zug überfahren, zwei weitere später von Mitarbeitern des Nationalparks erschossen.

Das Tier, das seit Donnerstag mehrmals in der Nähe des Nationalparkzentrums gesehen wurde, ist vermutlich eines der beiden, die zuletzt durch die Umgebung des Großen Falkensteins gestreift sind, sagte Nationalpark-Sprecher Gregor Wolf am Freitag. Womöglich seien aber auch alle beide Tiere wieder in der Nähe des Geheges, aus dem sie in der Nacht auf den 6. Oktober freigelassen worden waren. Der dritte fehlende Wolf, der lange jenseits der tschechischen Grenze vermutet wurde, ist möglicherweise in der Nacht auf Donnerstag bei Bogen und zuvor im Landkreis Cham gesehen worden.

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Darum muss die Nationalparkverwaltung ihr Sicherheitskonzept überdenken. Denn offensichtlich wollten Unbekannte Stimmung gegen den Wolf erzeugen.

Kommentar von Sebastian Beck

Bei diesen Sichtungen könnte es sich aber auch um einen anderen oder um mehrere verschiedene wilde Wölfe gehandelt haben. Nahe Lohberg im Landkreis Cham war vor einer Woche ein Schaf gerissen worden. Es ist offen, ob ein Luchs, ein Hund oder wirklich ein Wolf das Tier getötet hat. Das Landesamt für Umwelt will diese Frage per DNA-Untersuchung klären, was noch einige Zeit dauern werde.

Mit der Frage, wer das Gehege geöffnet hat, befassen sich nach wie vor die Polizei in Zwiesel und die Experten des Landeskriminalamts, die das geöffnete Schloss und die vorhandenen Schlüssel auf DNA-Spuren und mögliche Manipulationen untersuchen. Auch das wird nach Angaben des Polizeipräsidiums in Straubing aber noch dauern. Andere Hinweise gebe es nicht, woran auch die vom Umweltministerium ausgesetzte Belohnung von 10 000 Euro nichts geändert habe.

Mit jedem Tag, der vergeht, wird es nach der Ansicht des Wolfs-Experten Ulrich Wotschikowsky unwahrscheinlicher, dass der Nationalpark alle fehlenden Wölfe einfangen oder notfalls abschießen kann. Sie seien wohl bald nicht mehr von wilden Wölfen zu unterschieden. Weitere Abschüsse hat Nationalpark-Chef Franz Leibl nicht ausgeschlossen, damit sich die Gehege-Wölfe nicht unter die wenigen wilden Wölfe in der Region mischen und diesen ihre mangelnde Scheu vor Menschen weitergeben. Dies würde laut Leibl letztlich auch die Wildtiere gefährden.

Die bisherigen Abschüsse haben dem Nationalpark gleichwohl harte Kritik von einigen Wolfsfreunden eingebracht. Der Verein "Wolfsschutz Deutschland" hat vor einer Woche ein "Gnadengesuch" an Ministerpräsident Horst Seehofer gerichtet und will am Montag dem Umweltministerium 29 000 Unterschriften gegen den "herzlosen und völlig unbegründeten" Abschuss weiterer Tiere übergeben. Dagegen geben etwa Ulrich Wotschikowsky oder der Vorsitzende der Gesellschaft zum Schutz der Wölfe, Peter Blanché, zu bedenken, dass der Nationalpark besser selbst die drei Gehege-Wölfe erlegt, um nicht den Wolfsfeinden in der Region einen Vorwand zu bieten, auch auf alle wilden Wölfe zu schießen, die ihnen vor die Flinten laufen.

© SZ vom 21.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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