Sie ist eines der bekanntesten Gesichter der Bayern-AfD, musste sich zwischenzeitlich mit der zweiten Reihe zufrieden geben und steht jetzt wieder vorne: Katrin Ebner-Steiner. Es war die Bundestagswahl 2017, als Journalisten aus der halben Republik in ihren Wahlkreis Deggendorf in Niederbayern tingelten. Weil es dort ein Phänomen zu beobachten gab: die "Populistin im Dirndl", wie sie ein Magazin taufte. Mit einem Krawall-Wahlkampf gegen die CSU und aggressiven Tönen gegen die Flüchtlingspolitik erregte Ebner-Steiner, fast immer in Tracht unterwegs, viel Aufmerksamkeit. Wobei, ein Mal hatte sie eine Burka an: In dieser hüpfte sie bei einem Auftritt von Kanzlerin Angela Merkel in Niederbayern herum. In Deggendorf holte ihre AfD 2017 fast 20 Prozent, was zu damaliger Zeit in Westdeutschland ein immenses Ergebnis war.
Für den Bundestag reichte es mangels Listenplatz nicht, dafür kam Ebner-Steiner 2018 in den Landtag, wurde Fraktionschefin. Nach wenigen Monaten suchte ihr Co-Fraktionschef Markus Plenk das Weite. Er habe es "satt, die bürgerliche Fassade einer im Kern fremdenfeindlichen und extremistischen Partei zu sein", sagte er und meinte damit auch seine Partnerin im Vorsitz. Zur Halbzeit der Wahlperiode konnte sich Ebner-Steiner nicht mehr als Chefin wiederwählen lassen, im Richtungskampf der Lager in der AfD - sie ist Exponentin des völkischen "Flügels" - hatten sich die Mehrheiten verschoben. Es wurde stiller um sie.
Nun wurde die 44-jährige vierfache Mutter und gelernte Bilanzbuchhalterin, die 2015 in die AfD eingetreten ist, zur Spitzenkandidatin gewählt. Im Duo mit Martin Böhm, 59, aus Oberfranken, gelernter Mechaniker und Versicherungswirt, der außerdem Kommunikationswissenschaft studierte. Böhm ist auch Vize-Landeschef der AfD. Er trat bereits 2013 in die Partei ein, erinnert sich, wie "in einem Gartenhaus bei Petroleumlicht" der Kreisverband Coburg-Kronach gegründet wurde. Die Euro-Rettung sei damals "das alles entscheidende Thema" gewesen. Darüber ist die Partei bekanntlich längst hinaus.
Auch Böhm gehört dem "Flügel" an, der formal aufgelösten Strömung des Thüringer Rechtsaußen Björn Höcke. Entsprechend radikal treten die Spitzenkandidaten auf. "Keine Schönwetter-Patrioten" seien sie, sagte Böhm bei seiner und Ebner-Steiners Wahl auf einem Mitgliederparteitag. "Aus unserem Mund spricht eure Wut", also die der AfD-Basis. "Ihr lasst weder eure Frauen von Fremden penetrieren, noch eure Kinder von Messermännern bedrohen" - genau das seien "die guten, deutschen Tugenden". Ebner-Steiner kündigte bei der Vorstellung des Wahlprogramms an, man müsse "endlich den Hahn zudrehen bei der illegalen Massenmigration". So dürfe es überhaupt "keine neuen Asylforderer" geben.
In Umfragen ist die AfD auch in Bayern im Aufwind, liegt aber weit hinter dem Bundestrend zurück, im Sommer mehr als 20 Prozent. Der Grund? Hubert Aiwanger und die Freien Wählern würden Themen und Sprüche der AfD "klauen". Man hofft im Wahlkampf auf ein "Durchsickern" - dass sich AfD-Wähler, "ganz normale Leute", in Vereinen oder am Arbeitsplatz zur Partei bekennen und somit eine "Entdämonisierung" stattfinde.