Landtagswahl in Bayern:Die Laute und der Ruhige

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Katharina Schulze ist eine angriffslustige und pointierte Rednerin. Ludwig Hartmann ist als Klima- und Landwirtschaftspolitiker eher in Fachkreisen bekannt. (Foto: Sven Hoppe/dpa)

Mit Katharina Schulze und Ludwig Hartmann schicken die Grünen zwei unterschiedliche Spitzenkandidaten in die Landtagswahl. Am Ende kann nur einer Ministerpräsident werden. Theoretisch.

Von Andreas Glas

Katharina Schulze und Ludwig Hartmann, nach außen ist das ein harmonisches Duo. Über das Binnenverhältnis der beiden ist wenig bekannt, so viel allerdings schon: Es soll nicht immer so harmonisch sein, wie es scheint. Überraschend ist das nicht. Abgesehen davon, dass beide in München daheim sind, besteht das Spitzenkandidaten-Duo der Grünen aus zwei sehr unterschiedlichen Figuren.

Die Politikwissenschaftlerin und Feministin Schulze, 38, ist eine angriffslustige und pointierte Rednerin, ihre Fans hat sie eher in den Städten. Schulzes Schwerpunkte: Innen- und Familienpolitik. Hartmann, 45, ist der stillere Part. Die Expertise des Kommunikationsdesigners in der Klima- und Landwirtschaftspolitik ist selbst in der CSU anerkannt. Hartmann ist eher derjenige, der den Grünen auf dem Land ein Gesicht geben soll. Soweit die Aufgabenteilung im Wahlkampf.

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Was die Zeit nach der Landtagswahl betrifft, wären die Rollen noch deutlicher verteilt - jedenfalls im theoretischen Falle eines Wahlsieges. Obwohl beide als Spitzenkandidaten antreten, könnte nämlich nur Hartmann Ministerpräsident werden. Der Grund: Die bayerische Verfassung verlangt ein Mindestalter von 40 Jahren.

Zuletzt im Sommer 2022 hatten die Grünen im Landtag den Vorschlag gemacht, diesen Passus zu streichen. Die CSU stimmte mit den Freien Wählern und der AfD dagegen, worauf die Grünen eine Verhinderungstaktik der CSU witterten, um die laut Umfragen bekannteste und beliebteste Oppositionspolitikerin Schulze als Herausforderin für Ministerpräsident Markus Söder zu blockieren. Alles Quatsch, hieß es dagegen aus der CSU, für das höchste politische Amt im Freistaat brauche es schlicht "eine gewisse Lebenserfahrung".

Schulze und Hartmann wirkten bereits im Bündnis "NOlympia" zusammen

Was ihre politische Lebenserfahrung angeht, kann Schulze für ihre jungen Jahre durchaus einiges vorweisen. Im November 2010, mit 25 Jahren, wählten sie die Münchner Grünen zu ihrer Vorsitzenden. In München machte sich Schulze dann auch überregional einen Namen, als Sprecherin des Bündnisses "NOlympia", das eine Münchner Bewerbung für Olympische Spiele im Winter 2022 stoppen wollte. Das Bündnis setzte sich am Ende durch, in einem Bürgerentscheid stimmten die Menschen in Bayern deutlich gegen eine Bewerbung. Neben Schulze galt damals auch Hartmann als zentraler Kopf hinter "NOlympia", schon damals wirkten sie also zusammen.

Im Landtag ist Schulze seit Herbst 2013, seit Herbst 2018 als Fraktionschefin - einmal mehr im Duo mit Hartmann, der seit 2008 Landtagsabgeordneter ist und seit 2013 einer der beiden Fraktionsvorsitzenden.

Dass Schulze und Hartmann im Frühjahr ein Wahlprogramm mit dem Titel "Regierungsprogramm" präsentiert haben, ist allerdings optimistisch. Die aktuellen Regierungsparteien, CSU und Freie Wähler, haben beide eine Koalition mit den Grünen ausgeschlossen. Sie wollen gemeinsam weiterregieren und bis in den Sommer hinein haben alle Umfragen eine bequeme Mehrheit für Schwarz-Orange prophezeit. Auch von ihrem eigenen Ziel, bei der Wahl "20 Prozent plus ein sehr, sehr dickes X" zu holen, waren die Grünen zuletzt deutlich entfernt.

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