Landtagswahl in Bayern:Martin Hagen und die Fünf-Prozent-Mission

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Den "Bayern-Lindner" nannte die SZ Bayerns FDP-Chef Martin Hagen einmal. Das gefiel ihm. (Foto: Imago)

Bayerns FDP-Chef gehört zu den besten Rednern im Parlament. Seine Fraktion gilt als fleißig. Trotzdem müssen die Liberalen vielleicht bald Abschied nehmen.

Von Johann Osel

Plötzlich brummt ein Motor, Martin Hagen biegt bei der Kampagnen-Präsentation seiner FDP in einem außergewöhnlichen Wagen um die Ecke: ein DeLorean DMC-12 aus den "Zurück in die Zukunft"-Filmen vor mehr als drei Jahrzehnten. Mit leuchtenden Schläuchen und allerlei Gerät für eine Zeitreise. Der Gag für die Kampagne soll laut Hagen aussagen: "Wir bringen die Zukunft zurück in die Landespolitik." So möchte man in der künftigen Staatsregierung als Motor für Modernisierung und Technologieoffenheit und als Gralshüter der individuellen Freiheit "die Zukunft mit offenen Armen willkommen heißen". Auf den Plakaten daneben steht der Hauptslogan: "Servus Zukunft".

Die FDP will bei der Wahl im Oktober erneut in den Landtag einziehen und am liebsten mitregieren. Wahrlich kein Selbstläufer, schon ersteres: Nahezu verlässlich liegt die Partei in Umfragen bei vier Prozent. Und bis Ende August ziehen keine Anzeichen auf, dass der große Aufschwung bevorstünde. Die Mission Fünf-Prozent-Hürde ist der Job von Martin Hagen. Er ist Landesvorsitzender, Fraktionschef im Landtag. Und Spitzenkandidat.

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Der 42-Jährige - als Sohn deutscher Eltern in Italien geboren, im Landkreis Rosenheim aufgewachsen - ist als Teenager bei den Jungen Liberalen eingetreten, studierte Politikwissenschaft in München, arbeitete dann als Geschäftsführer der Bayern-FDP, aber auch als selbständiger Kommunikationsberater. Kommunikation, das ist tatsächlich Hagens Stärke: Druckreifes Sprechen immer und überall, oft pfiffige Formulierungen, die herausstechen. Man hat diesen Mann irgendwie noch nie beim Nach-Worten-Suchen gehört, er zählt zu den besten Rednern im Parlament. Mit ihm schaffte es die FDP 2018 knapp in den Landtag, 5,1 Prozent - nachdem sie davor fünf Jahre in der außerparlamentarischen Opposition verbracht hatte. 2018 nannte die SZ Martin Hagen mal "den Bayern-Lindner", das soll ihm, hört man, sehr gefallen haben. Hagen übernahm 2021 auch den Landesvorsitz. Er ist das Aushängeschild der Liberalen.

Die Ausgangslage für die FDP wäre eigentlich so schlecht nicht: viel Aufmerksamkeit durch ihren alerten Spitzenmann; und eine Fraktion, mit zwölf Abgeordneten die kleinste, die durch Arbeitseifer auffällt. Etwa der Untersuchungsausschuss zur Finanzierung des Nürnberger Zukunftsmuseums und der Rolle von Ministerpräsident Markus Söder war letztlich der Hartnäckigkeit der FDP zu verdanken. In den Debatten um die Corona-Maßnahmen war sie in der demokratischen Mitte die sichtbarste Opposition. In Umfragen werden den Liberalen beim Kernthema Wirtschaft und Finanzen gar mehr Kompetenzen zugeschrieben als den Freien Wählern, die immerhin den Wirtschaftsminister stellen, Hubert Aiwanger.

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Ummünzen in Umfrageprozente ließ sich das alles bisher nicht. Was wohl sehr stark am Ampel-Imageschaden liegt. Hagen verortet seine Partei daher nun ausdrücklich nicht in einem Lager mit SPD und Grünen, sieht die CSU als potenziellen Partner - Söder gegenüber soll es zugleich aber "keinen Kuschelkurs" geben. Eine Gratwanderung, Ausgang offen. "Servus Zukunft" heißt ja der Slogan - und Servus sagt man in Bayern leider gern auch mal zum Abschied.

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