Kratzers Wortschatz:Wer einst in den Landtag gschwoabt wurde

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In Zeiten hoher CSU-Dominanz hieß es noch, die Schwarzen würden in Heeresstärke in den Landtag gschwoabt. Heute wird man höchstens noch auf den Bildschirm gschwoabt - oder man schwoabt seinen Verdruss owe.

Von Hans Kratzer

Pflànz

Im Österreich-Newsletter der SZ war kürzlich das merkwürdige Wort "Wahlkampf-Pflanz" zu lesen. Zunächst ist anzumerken, dass das "a" in diesem Fall unbedingt hell zu sprechen ist, nur dann ist die Aussprache authentisch. Am ehesten kennt man das Wort aus der Wendung "Mach koane Pflànz!" Das heißt: Mach keinen Schmarrn, reiß dich zusammen! Als Synonyme für Pflànz eignen sich Wörter wie Fisimatenten, Narreteien, Dummheiten. Wer jemanden pflànzt (das "a" wird wieder hell gesprochen), der hält ihn zum Narren, schmiert ihn aus. Ein Pflanzerl kann sowohl ein Salatpflanzerl sein als auch ein leichtlebiger junger Mensch. In der BR-Kultserie "Monaco Franze" fragt der Tierpark Toni den Franze: "Du, sog ehrlich, Franze, hob i di jemois scho pflànzt?" Der Franze antwortet: "Pausenlos!"

schwoam

Nach wie vor arbeitet ein Großteil der Redaktion im Heimbüro, weshalb die Morgenkonferenz virtuell am Computer stattfindet. So sitzt man also nicht leibhaftig nebeneinander, sondern sieht die Köpfe der Kolleginnen und Kollegen nur auf dem Bildschirm. Es dauert oft eine gute Minute, bis sich alle zugeschaltet haben. Neulich stellte Kollege K. in dieser Wartezeit fest: "Jetz schwoabtses eina!" Er meinte damit ironisch: Langsam werden alle auf den Bildschirm geschwemmt. Ähnlich hieß es früher, in Zeiten hoher CSU-Dominanz, die Schwarzen würden in Heeresstärke in den Landtag gschwoabt. Die Bildhaftigkeit solcher Reden ergibt sich vor allem aus der dialektalen Form. Das Verb schwoam (schwemmen) wurde populär durch den beliebten Imperativ "Schwoamas owe!" Wenn Verdruss herrscht, dann schwemmt mancher seinen Grant mit Alkohol hinunter. Josef Ilmberger erwähnte 1977 in seiner Sprachfibel einen Brauch, der heute vergessen sein dürfte. Am Donnerstag nach Fronleichnam fand mancherorts die Rauchschwemme statt. Da kamen die Geistlichen sowie die Lehrer und Sänger zusammen, um den Weihrauch "owe zum schwoam", also um ihn hinunterzuspülen.

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