Kratzers Wortschatz:Ach herrje, Jungs schippen Schnee

Der CSU-Generalsekretär Martin Huber zeigt sich auf Facebook "beim Schneeschippen". (Foto: Facebook)

Bayerische Politiker neigen immer öfter dazu, ihre Botschaften im sogenannten Nordsprech zu versenden. Die Fußballer bleiben davon unberührt, für sie zählt nur noch ein einziges Wort. 

Kolumne von Hans Kratzer

Schneeschippen

Als neulich der Winter ausbrach, griff auch CSU-Generalsekretär Martin Huber zur Schneeschaufel, wie auf dem Seniorenkanal Facebook zu sehen war. "Jetzt ist erst mal Schneeschippen angesagt", schrieb er und dankte den Einsatzkräften im ganzen Land. Im Eifer hatte Huber jedoch verdrängt, dass eingeborene Bayern den Schnee schaufeln. Geschippt wird er eher in Hamburg und in Berlin. Kurz darauf postete Ministerpräsident Markus Söder auf Instagram sein dampfendes Mittagsgericht: Rinderroulade mit Blaukraut und Kartoffelstampf. Sein Fazit: "Sehr lecker!" Nun gilt lecker hierzulande als ein extrem unbeliebtes Wort. Für Sprachsensible ist es ein Beleg für den muttersprachlichen Bankrott. Im Fall der Roulade wäre zum Beispiel das Adjektiv gschmackig eine passende Alternative gewesen. Der Bund Bairische Sprache reagierte auf die Mitteilungen der beiden Politiker ziemlich genervt: "So verkommt Bayern jedenfalls sprachlich zu einem Berlin 2.0."

Jungs

Das Zauberwort im heutigen Fußballsport heißt Jungs. Von der Bundesliga bis zu den kleinen Stopseln der F-Jugend gibt es nur noch Jungs. Die Sprechblasen der Profis werden in den Amateurligen und im Jugendbereich sofort kopiert. Wo einst Fußballer kickten, sind heute ausschließlich Jungs am Werk. Einer wie Franz Beckenbauer durfte einst zu den Profis sagen: "Buam, geht's naus und spuits Fußboi"! Trainer Max Merkel nannte seine Spieler Burschen, manchmal auch Esel und Trottel, das war auch nicht gut. Aber die damaligen Ballkünstler waren zweifellos mehr als Jungs, nämlich Kaiser, Genies, Bomber, Zampanos, Terrier, Dribbler und Eisenfüße. Der Fußball hat früher die großartigsten Sprachbilder hervorgebracht. Alles vorbei, nun herrscht Einheitsbrei.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusWinter am Tegernsee
:Der Baum des Patriarchen

Uli Hoeneß wohnt seit vielen Jahren oberhalb von Bad Wiessee am Tegernsee. Im Winter freut sich das ganze Tal über den prachtvoll illuminierten Christbaum vor seinem Haus. Warum der Hausherr es leuchten lässt.

Von Matthias Köpf

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: