Klimawandel:Der Wald schwächelt

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Ein weiterer trockener Sommer setzt Fichten und Kiefern zu

Wer jetzt draußen unterwegs ist, erkennt kaum noch, wie sehr die Wälder gelitten haben. Buchen, Eichen und andere Laubbäume stehen eh ohne Blattwerk da, auch die toten Kiefern und Fichten fallen nicht mehr so auf wie in der warmen Jahreszeit. Wie 2018 hat auch 2019 ein extrem trockener und heißer Sommer den Wäldern in Bayern übel mitgespielt. Vor allem in Franken, wo Ende Juli in Kahl am Main sogar die 40-Grad-Marke gerissen worden ist. Deshalb sind in Franken nicht nur massenhaft Fichten abgestorben. Sondern auch Kiefern. Und im Bayerischen Wald wissen sie vielerorts nicht mehr, wie sie dem Borkenkäfer Herr werden sollen. Sogar die Buchen schwächeln. Dabei sind die Förster lange davon ausgegangen, dass gerade die Buchen dem Klimawandel trotzen können.

So schlimm steht es um die Wälder, dass Ministerpräsident Markus Söder (CSU) Ende Juli einen Paradigmenwechsel verkündigt hat. Die Staatswälder, die mit 800 000 Hektar elf Prozent der Landesfläche bedecken, sollen demnach keine "reinen Wirtschaftswälder" mehr sein. Sondern "Klimawald". Der Wald sei "unser Erbe", sagte Söder, die wichtigste Aufgabe sei nun, ihn zu erhalten. Die Förster hoffen derweil sehr, dass 2020 ein waldfreundliches Jahr wird, mit mehr Regen und gemäßigten Temperaturen.

Aber selbst wenn es so kommt, haben die Wälder allenfalls eine Atempause. Denn die Klimakrise schreitet voran. Wenn auch in hundert Jahren ein Drittel des Freistaats von Wald bedeckt sein soll, müssen die Förster jetzt vorsorgen - indem sie Bäume pflanzen, die noch höhere Temperaturen und noch längere Trockenperioden vertragen. Edel- oder Esskastanien etwa, die bisher hauptsächlich in Italien und Südtirol verbreitet sind. Außerdem besteht der Zukunftswald, so das neue Credo der Förster, nicht länger aus zwei oder drei Baumarten. Sondern aus vier, fünf oder noch mehr Arten.

© SZ vom 31.12.2019 / cws - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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