Vatican City:Ratzinger-Weggefährte: „Auch Päpste vor Lügen nicht gefeit“

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Der Theologe und langjährige Weggefährte von Papst Benedikt XVI., Wolfgang Beinert, fordert eine öffentliche Entschuldigung des emeritierten Pontifex bei Opfern...

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Augsburg/Rom (dpa) - Der Theologe und langjährige Weggefährte von Papst Benedikt XVI., Wolfgang Beinert, fordert eine öffentliche Entschuldigung des emeritierten Pontifex bei Opfern sexuellen Missbrauchs. „Das ist unbedingt notwendig“, sagte der emeritierte Theologie-Professor der „Augsburger Allgemeinen“ (Dienstagsausgabe). „Es bleibt ihm also nur übrig zu sagen: Ja, ich habe einen Fehler begangen und bereue ihn bitterlich“, sagte er. „Anschließend müsste er ein Zeichen setzen - so er das noch kann.“

Der emeritierte Papst Benedikt XVI. hatte in einem am Montag veröffentlichten Statement eingeräumt, bei seiner Stellungnahme für das Missbrauchsgutachten des Erzbistums München und Freising eine falsche Aussage gemacht zu haben und sich hierfür entschuldigt. Zuvor hatte ein Gutachten zu sexueller Gewalt im Bistum nahe gelegt, dass er in dem Punkt wohl die Unwahrheit gesagt hatte.

Über seinen Privatsekretär Georg Gänswein ließ der emeritierte Pontifex nun verlauten, er habe - anders als zunächst behauptet - doch im Jahr 1980 als Erzbischof von München und Freising an einer Sitzung teilgenommen, bei der über einen Priester gesprochen worden sein soll, der mehrfach wegen sexuellen Missbrauchs von Kindern auffällig geworden war. Der Priester wurde danach wieder im Bistum eingesetzt und missbrauchte erneut Kinder.

„Auch Päpste sind vor Lügen nicht gefeit“, sagte der Ratzinger-Schüler Beinert. „Alle Menschen sind Sünder, Päpste auch. Und auch Päpste sind Menschen, die in der Not zum rettenden Strohhalm greifen“, sagte er. „Mich hat das erschüttert“, sagte er über Äußerungen Ratzingers, einer der beschuldigten Priester habe als Privatmann gehandelt. „Ich glaube, Ratzinger hat die Dimension dessen, was da geschehen ist, überhaupt noch nicht begriffen“, sagte der 88 Jahre alte Theologe der Zeitung.

© dpa-infocom, dpa:220124-99-833070/2

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