Bildjournalismus:Das sind Bayerns beste Fotos des Jahres

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Henning Pfeifers "Schauspiel am Himmel" hat in der Kategorie Umwelt & Energie gewonnen. (Foto: N/A)

Der bayerische Journalistenverband hat die Sieger seines Fotowettbewerbs gekürt - und der stand ganz unter dem Eindruck des Pandemie-Jahres.

Von Julia Bergmann

Manche Blicke brechen Herzen. Der des Covid-19-Patienten, der im April 2020 mit eingesunkenen Schultern auf seinem Krankenhausbett in Agatharied sitzt, gehört ganz sicher dazu. Ein 90 Jahre alter Rentner im Klinikkittel, den Sauerstoffschlauch noch in der Nase, bereitet sich nach überstandener Infektion auf seine ersten Schritte vor. Seinen hoffnungslosen Blick hält er gesenkt, an seiner bandagierten Hand glänzt sein Ehering. Seine Frau hat er eine Woche zuvor verloren, sie hat die Coronainfektion nicht überlebt.

Es ist ein Foto, das die Tristesse und die Tragik des vergangenen Jahres in einem flüchtigen Moment eingefangen hat. Festgehalten hat es der freie Fotograf Florian Bachmeier aus Schliersee. Die Jury des Bayerischen Journalisten-Verbandes (BJV) hat seine Aufnahme zum Pressefoto des Jahres 2020 gekürt.

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(Foto: N/A)

Das Pressefoto des Jahres ist Florian Bachmeiers "Der Covid-19-Patient". Es zeigt einen Rentner aus dem Landkreis Miesbach auf der Covid19-Station des Krankenhauses Agatharied/Hausham.

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(Foto: Matthias Hoch)

Sieger in der Kategorie Sport ist Matthias Hoch mit "Einfach mal Dampf ablassen". Das Foto zeigt Sportboxer Sven Dörr beim Probetraining bei der American Football-Mannschaft der Bamberg Bucks.

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(Foto: Jana Schuler)

Den Newcomer Award gewinnt Jana Margarete Schuler mit ihrer Serie "Im Lockdown". Schuler dokumentiert, wie die Menschen aus ihrem Umfeld den Lockdown erleben.

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(Foto: Jana Schuler)

Für Leo, den siebenjährigen Bruder der Fotografin steht Corona dafür, Zuhause bleiben zu müssen, keine Freunde treffen zu dürfen und Langeweile zu haben. Kurz: Er findet Corona einfach nur doof.

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(Foto: Jana Schuler)

Seinen siebten Geburtstag feiert Leo ohne Gäste, ohne große Feier, ohne Unternehmungen. Seine Freunde und Großeltern vermisst er sehr. Nur über das Telefon kann er mit ihnen im Kontakt sein, während er allein durch den großen Garten turnt.

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(Foto: Jana Schuler)

Während die ganze Welt ihre Türen schließt, wird in Franken plötzlich etwas präsent, das sonst fein säuberlich in der hintersten Schubladenecke verstaut wird: Humor, sagt Fotografin Schuler.

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(Foto: Peter Schatz)

Sieger in der Kategorie Serie ist Peter Schatz mit "Anrüchige Malerei". Sie zeigt Künstler Peter Härtl aus Dietramszell im Landkreis Bad Tölz. Er verwendet Kuhexkremente zum Malen. Das Material fängt er direkt hinter der Kuh auf.

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(Foto: Peter Schatz)

Auf die Idee kam Härtl vor einigen Jahren bei der Stallarbeit als landwirtschaftlicher Helfer.

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(Foto: Peter Schatz)

Nur mit Wasser verdünnt soll es sich mit fast allen Untergründen verbinden und von Lasur bis dick-pastosem Auftrag vielseitig einsetzbar sein. Der Geruch verfliegt nach dem Trocknen. Entstanden ist die Serie im Juli 2020 im Pfarrdorf Reichersbeuern.

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(Foto: N/A)

Robert Günthers ist mit "Stiller Protest" Sieger in der Kategorie Tagesaktualität. Der Tod des 46-jährigen Afroamerikaners George Floyd in Minneapolis treibt im Juni 2020 die Münchner auf die Straße.

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(Foto: N/A)

In der Kategorie Umwelt & Energie gewinnt Henning Pfeifers "Schauspiel am Himmel". Eine bedrohlich wirkende Wolkenwalze rollt am 1. Juli 2020 über das Münchner Olympiagelände.

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(Foto: Günter Distler)

"Faktencheck der Elektropunker" heißt das Siegerfoto in der Kategorie Kultur. Die Aufnahme stammt von Günter Distler und zeigt die Hamburger Hip-Hop- und Elektropunk-Formation "Deichkind" bei einer Live-Show im Februar in Nürnberg. Die Band setzt sich in ihrem Song "Wer sagt denn das?" kritisch mit dem Thema "alternative Fakten" auseinander.

Die Jury nennt Bachmeiers Arbeit ein "Paradebeispiel für anteilnehmende Fotografie" und befindet: "Die Aufnahme transportiert das Schicksal eines Einzelnen mit seiner Trauer und Hoffnungslosigkeit als große Tragödie der Pandemie." Es sei ein exemplarisch gutes Sinnbild für diese Zeit. Bachmeier hat in den vergangenen Jahren bereits drei Mal in der Kategorie Serie gewonnen und nun zum zweiten Mal den Hauptpreis des Wettbewerbs. Wie auch in den Vorjahren greift der Fotograf mit seinen Arbeiten Themen auf, die schmerzen. Nach Serien von der Balkanroute oder aus einem Flüchtlingslager auf Lesbos widmete er sich zuletzt dem Thema Corona. "Ich denke, das sind die beherrschenden Themen unserer Zeit und ich finde es auch wichtig, Einzelschicksale fotografisch festzuhalten", sagt er.

Obwohl die Pandemie vielen Fotografen die Arbeit erschwert, habe es in diesem Jahr mit 1230 Einsendungen so viele gegeben wie nie zuvor, sagt BJV-Vorsitzender Michael Buch. Der Jury-Vorsitzende Hans-Eberhard Hess betont: "Wir haben Bilder bekommen, an die man sich erinnern wird." Man müsse in diesem Sinne dankbar sein, dass Corona das bestimmende Thema der Einsendungen war.

Die Pandemie hat auch Sophie Linckersdorffs Arbeit geprägt. Schon wegen der mangelnden Reisemöglichkeiten, legte die Fotodesign-Studentin ihren Fokus, anders als zuvor, auf ihre Heimat, auf das authentische Bayern in all seinen Facetten. "Meine Faszination dafür ist während der Pandemie gewachsen", sagt sie. Auch wegen der Reaktionen ihrer Kommilitonen, auf die manches Motiv fremd und faszinierend zugleich wirkte.

Mit „Jungjäger in der Jagdstube gewinnt Fotografin Sophie Linckersdorff in der Kategorie „Bayern Land & Leute“. (Foto: Sophie Linckersdorff)

Etwa ihre Aufnahme "Jungjäger in der Jagdstube" mit der sie in der Kategorie "Bayern Land & Leute" gewonnen hat. Das archaische Bild zeigt einen jungen Mann in einer Stube in Freising. Das Reh, das vorm Türstock baumelt, zerwirkt er, während sein Hund wohl auf seinen Anteil wartet. Was wirkt, wie aus der Zeit gefallen, entstand spontan und uninszeniert beim Besuch in der Studenten-WG ihrer Freundin. Linckersdorff öffnete die Tür und da stand der Jungjäger samt Beute. Der Auftakt zu einer Fotoserie und der Auslöser dafür, dass Linckersdorff sich selbst für den Jagdschein entschied.

© SZ vom 16.12.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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