Horst Seehofer:Spitzenmann im Rentenalter? Aufbruch sieht anders aus

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Horst Seehofer bleibt Alleinunterhalter in der CSU - weil er Markus Söder unbedingt verhindern will. Für den bleibt die Rolle als ewiger Prinz Charles der bayerischen Politik.

Kommentar von Sebastian Beck

Was ist das wieder für eine tolle Harmonie in der CSU. Horst Seehofer macht weiter und bekommt sogar von seinem Intimfeind Markus Söder die "ehrliche Unterstützung". Das Wort "ehrlich" musste Söder wahrscheinlich schon deshalb hinzufügen, weil ihm das sowieso niemand abnimmt. Seine Fantasien von der Alleinherrschaft über CSU und Staatsregierung kann der bayerische Finanzminister auch weiterhin nicht ausleben. Daran ist er selber schuld: Denn Söders spalterisches Agieren ist schließlich ein Hauptgrund dafür, warum die Partei mit einem bald 68 Jahre alten Spitzenmann in zwei Wahlen gehen muss, die für sie schicksalhafte Bedeutung haben.

Ein politischer Aufbruch sieht anders aus. Es ist auch ziemlich traurig und obendrein riskant für eine Volkspartei, die seit bald 60 Jahren in Bayern regiert, wenn sie an der Spitze keine Alternative zu einem Mann im Rentenalter hat.

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Horst Seehofer hat in seiner politischen Karriere Triumphe erlebt und krachende Niederlagen. Mal stand er fast vor dem politischen Aus, dann regierte er wieder unangefochten.

Derzeit gilt Alleinunterhalter Seehofer im Parteisprech als "Garant für Stabilität und Kontinuität". So ein kuscheliges Gefühl der Sicherheit kann sich aber schnell in Überdruss und Langeweile verwandeln - diese Erfahrung durfte vor einigen Jahren das glücklose Führungduo Erwin Huber (Parteichef) und Günther Beckstein (Ministerpräsident) machen. Erstaunlich ist zudem, mit welcher Gewissheit in der CSU davon gesprochen wird, dass Seehofer als Ministerpräsident nach 2018 weitermacht.

Denn selbst in Bayern muss der Landtag immer noch vom Volk gewählt werden. Und vor der Landtagswahl kommt zunächst die Bundestagswahl 2017, deren Ausgang ungewiss ist. Ein schlechtes Abschneiden der CSU würde eine Dynamik auslösen, die Seehofers Masterplan für die Landtagswahl 2018 doch noch verderben könnte. Und selbst wenn er die absolute Mehrheit verteidigen sollte, stünde Seehofer wieder vor diesem alten Problem:

Er hätte gerne, dass Söder der ewige Prinz Charles der bayerischen Politik bleibt. Einer, der durchs Land und durch die Talkshows tourt, aber bitte nie Chef wird. Doch einen Prinz William als weiteren potenziellen Nachfolger hat Seehofer bisher nicht gefunden, und es sieht auch nicht danach aus, dass er noch einen entdecken könnte. Der Machtkampf um die künftige Führung der Partei ist allenfalls vertagt. Vielleicht gibt ja auch Markus Söder demnächst eine Pressekonferenz, um allen mitzuteilen: Auch ich werde weitermachen, weil ich unverzichtbar bin.

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