Der Saal im dritten Stock des Literaturhauses ist am Vormittag der Preisverleihung durch eine Fensterfront hell erleuchtet. Die Gäste sitzen brav in langen Stuhlreihen. Es herrscht also nicht gerade Partystimmung, als die Musikerin die Bühne betritt. Aber Gündalein, die mit richtigem Namen Isabel Leila Gütlein heißt, nimmt den Raum schnell für sich ein. "White Folks listen to me", rappt sie in ihrem bekanntesten Song "Black Lives Matter". Und das Publikum ganz gleich welcher Hautfarbe hört nicht einfach nur zu, es ist gebannt von ihr. Gündalein hat eine Stimme, die unter die Haut geht und Texte, die sich einprägen. Sie mischt Hip-Hop und Rap mit Jazz und Soul-Elementen, fusioniert Amy Winehouse mit Lauryn Hill, wie sie selbst sagt. Mal rappt sie, mal singt sie.
"Black Lives Matter. Today. Tomorrow. Always. And Forever", ruft sie dem Publikum zu. Es ist eine politische Botschaft. Gündalein, 22, sieht sich selbst nicht nur als Sängerin, sondern auch als Aktivistin, die gegen Diskriminierung kämpft. Die Tochter eines Deutschen und einer Uganderin hat selbst schon Diskriminierung erlebt, erzählte sie einmal in einem Interview. Beispielsweise hätten sich in der S-Bahn Menschen von ihr weggesetzt. Oder ihr in die Haare gefasst.
Die ersten Jahre lebte sie mit ihren Eltern in verschiedenen Ländern Afrikas, 2005 starb die Mutter an Malaria. Die Familie zog nach München und die Großmutter wurde zur wichtigen Bezugsperson für Gündalein. Sie habe in ihrem Leben schon schwere Phasen durchgemacht, sagt Gündalein. Auf der Bühne aber fühlt sie sich stark. Sie will anderen Mut machen - mit ihrer Musik und auch mit einer Rap-Akademie im Müncher Kulturzentrum Bellevue di Monaco. Dort gibt sie Freund Noah Kuckler-Kretschmann, der als Rapper unter dem Namen ESC Rilla auftritt, anderen Starthilfe beim Rappen.
Bisher spielt Gündalein vor allem in München und im bayerischen Raum. Für dieses Jahr hat sie sich andere Bühnen in Deutschland und auch in England vorgenommen. Ihr Ziel sind die großen Bühnen, die richtig große Musiker-Karriere.
Abgehoben ist die Sängerin trotzdem nicht. So ist sie bei der Blattmacher-Siegerehrung sofort zu einem Gespräch mit der Schülerzeitungsredaktion Friedo bereit, die Gündalein für ihren Podcast interviewt haben.
Friedo: Wann haben Sie denn mit der Musik angefangen?
Gündalein: Ich singe eigentlich schon mein ganzes Leben, aber so richtig professionell erst seit drei Jahren.
... vor zwei Jahren dann das erste Konzert.
Ja, genau.
Wie sind Sie zu der Musik gekommen?
Wir waren schon immer eine kreative Familie. Anfangs war ich aber noch voll im Tanz und im Schauspiel. Ich habe immer schon gesagt, ich werde Superstar, hundert Prozent, aber ich war nicht so auf Musikmachen festgelegt. Das kam 2016 durch Langeweile im Unterricht. Da habe ich angefangen, Texte zu schreiben.
Die tiefe Stimme hatten Sie schon immer?
Ja, ich war auch im Schulchor eine Tenorstimme.
Verfolgen Sie eine Intention mit Ihrer Musik?
Was mir total gefällt ist, wenn ich mit meinen eigenen Sachen, die ich erlebt habe, die manchmal auch nicht so schön waren, Menschen ansprechen kann, die vielleicht ähnliches erlebt haben. Die fühlen sich dann vielleicht nicht so alleine, sondern denken: "Ah, warte mal, ich bin nicht verrückt. Es gibt andere, die sich ähnlich fühlen."
... also auch mit dem Song "Black Lives Matter"?
Genau.
Und haben Sie Lieblingslieder?
Alle Songs von Lauryn Hill und Amy Winehouse.
Und von Ihnen selbst?
Am liebsten mag ich die nächste Single die von mir rauskommt. Sie heißt "Hit after Hit". Die kommt noch dieses Jahr.
Sie bezeichnen sich selbst als Aktivistin. Wofür setzen sie sich ein?
Vor allem für die Black-Lives-Matter-Bewegung aber auch für LGBTQIA, Frauenrechte ...
Waren Sie auf dem Christopher Street Day dieses Jahr?
Leider habe ich gespielt und konnte nicht auf dem CSD sein. Das passiert mir sehr oft mittlerweile, dass ich keine Zeit für nichts habe, wegen Konzerten.
Klar. Singen Sie nur auf Englisch?
Bisher schon. Immer mal wieder kommt vielleicht eine deutsche Line mit rein. Ich fühle mich auf Deutsch noch nicht so wohl. Aber mal sehen, was noch kommt in den nächsten Jahren.
Binden Sie das Publikum immer so ein?
Ja, auf jeden Fall. Ich liebe es die Crowd mitzunehmen. Wenn die Leute denken, wow, ich bin Teil von dem Song, das mag ich voll gerne.
Wie schaffen Sie das, so selbstbewusst auf der Bühne zu stehen?
Ich selbst empfinde das gar nicht so. Ich habe immer das Gefühl, dass ich voll cringe bin. Auch heute habe ich hinterher erst mal meinen Freund gefragt: "Oh, Gott, wie war das? War ich cringe, habe ich gezittert, wo habe ich hingeschaut?" Aber irgendwie fällt das gar nicht so auf. Irgendwie master ich die Nervosität anscheinend sehr gut.
Also wir fanden Sie auf jeden Fall richtig cool!