Gewinnspiel:Radiosender will "Traumbusen" verlosen - und rudert zurück

Lesezeit: 1 min

Bei dem Radiosender sah man zunächst in dem Gewinnspiel kein Problem. Das änderte sich aber sehr schnell. Screenshot: radioszene.de (Foto: N/A)
  • Ein Ingolstädter Radiosender wollte unter Hörerinnen eine Brustvergrößerung verlosen.
  • Die Frauen mit dem vermeintlichen "Defizit" - einem kleinen Busen - sollten sich mit Fotos bei einem ortsansässigen Chirurgen bewerben.
  • Nun wurde die Aktion "Traumbusen" gestoppt - wegen Protesten. Und weil die Radiomacher offenbar keine Ahnung vom Wettbewerbsrecht haben.

Von Andreas Glas, Ingolstadt

Man hat sich daran gewöhnt, dass die sogenannte Boomtown Ingolstadt immer weit vorne steht, wenn irgendwer irgendwo in Deutschland irgendein Städteranking veröffentlicht. Mitte der Neunzigerjahre war das noch anders, da erschien irgendwo ein Oberweiten-Ranking, und während die Münchnerinnen beim Brustumfang (95,2 Zentimeter) ganz vorne lagen und die Hamburgerinnen (87,2) weit hinten, tauchte Ingolstadt in der Liste nicht mal auf. Nun, zwei Jahrzehnte später, hat es ein Ingolstädter Radiosender endlich geschafft, dass die sogenannte Boomtown auch beim Thema Busen bundesweit Aufmerksamkeit bekommt.

"Traumbusen" hieß das Gewinnspiel des Ingolstädter Radiosenders, der seine Hörerinnen kürzlich fragte: "Du bist unzufrieden und Dein körperliches Defizit macht Dir wirklich zu schaffen? Dann können wir Dir helfen!"

Die Radiomacher: überwiegend männlich

Das "körperliche Defizit" ist für die überwiegend männliche Redaktion des Senders selbstverständlich ein kleiner Busen, deshalb wollte der Sender unter den defizitären Hörerinnen eine Brustvergrößerung im Wert von 5000 Euro verlosen. Einer der Radiomänner bezeichnet sich auf der Senderhomepage als "Nachwuchspimp", ein anderer nennt als Hobby "Taschenbillard", aber das nur am Rande.

Als "Partner der Aktion" gab der fürsorgliche Sender einen verantwortungsvollen Chirurgen an, dem die Hörerinnen doch bitte ein paar Busen-Bewerbungsfotos schicken sollten. Das Ausmaß des Defizits muss ja fachmännisch geprüft werden, bevor der ortsansässige Chirurg die Hörerin mit dem kleinsten Busen auswählt, die am Ende die Operation bekommt. So oder so ähnlich konnte man die Regeln des Gewinnspiels auf jeden Fall interpretieren.

Doch nun hat der Ingolstädter Radiosender die Aktion "Traumbusen" urplötzlich gestoppt. Das dürfte einerseits mit dem Shitstorm im Internet zu tun haben und andererseits damit, dass nicht die Hörerinnen, sondern die Senderverantwortlichen ein Defizit haben: Sie hatten offenbar keine Ahnung von Recht und Gesetz. Den Stopp der Aktion begründet der Sender nun jedenfalls mit dem Verweis auf das Wettbewerbsrecht. Und dem Wettbewerbsrecht zufolge ist die Werbung für einen chirurgischen Eingriff "ohne medizinische Notwendigkeit" verboten. Gäbe es ein Städteranking für peinliche Radiogewinnspiele, Ingolstadt wäre in jeder Hinsicht vorne mit dabei.

© SZ vom 14.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Sexismus
:"Wir kriegen noch 'ne Flasche Wein, leg deine Handynummer dazu"

Drei Jahre nach der #Aufschrei-Debatte ist Sexismus und Diskriminierung immer noch Alltag. Leserinnen und Leser, SZ-Kolleginnen und SZ-Kollegen berichten.

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: