Mitten in Bayern:Historischer Beweis

Lesezeit: 1 min

So ein Ortsschild ist eine amtliche Sache und die muss korrekt sein. Im Fall von Ottmaring war es das auch - wenn man ein paar Jahrhunderte zurückgreift

Glosse von Florian Fuchs

Inzwischen leben die Einwohner von Ottmaring wieder in Ottmaring. Das ist nicht unerheblich, denn kurzzeitig lebten sie in Ottmaringen, zumindest ausweislich eines Ortsschildes, was zu allgemeiner Erheiterung führte im Ortsteil von Friedberg im Landkreis Aichach-Friedberg. Bevor nun aber einer den Mitarbeitern des Baubetriebshofs blöd kommt: Die trifft absolut keine Schuld, die Missetäter sitzen - wie könnte es anders sein - außerhalb Bayerns. Genauer: im Badischen. Dort nämlich hatte die Stadt Friedberg Ortsschilder bestellt, unter anderem für Ottmaring. Bei der Produktionsfirma im benachbarten Bundesland machten sie daraus Ottmaringen.

Ein Verkehrsunfall hatte dazu geführt, dass das alte Ortsschild mit dem korrekten Namen ausgetauscht werden musste. So erläutert es Frank Büschel, Sprecher der Stadt. Dem zuständigen Mitarbeiter des Bauhofs fiel erst nach der Montage des neuen Schildes auf, dass dort nun Ottmaringen stand. Um die Verkehrssicherheit zu gewährleisten, klebte die Stadt die letzten beiden Buchstaben ab und wartete, bis korrekt formulierte Ortsschilder eintrafen. Seit Mitte der Woche ist auf dem Ortsschild nun wieder Ottmaring zu lesen. Nun ist Büschel aber nicht nur Sprecher der Stadt, sondern auch für das Archiv zuständig, deshalb wollte er es genau wissen. Im Archiv von Friedberg fand er schließlich eine Urkunde aus dem Jahr 1427, in der tatsächlich der Name "Ottmaringen" auftaucht. Noch im 13. Jahrhundert, erläutert Büschel, seien die Schreibweisen "Othmaringen" bzw. "Otmaringen" zu lesen. Das -ingen sei eine Wortendung, die so etwas wie eine Zugehörigkeit ausdrücke - fast immer zu einer bestimmten Person, einem Anführer. So lebten in Ottmaringen wohl die Angehörigen eines Othmar/Otmar/Ottmar. Und bei der badischen Schilderfirma arbeiten offenbar studierte Historiker.

Schon einmal, erinnert sich Büschel, gab es in Friedberg Verwirrung um ein Straßenschild. 1996 entdeckte er als junger Beamter, zuständig für Straßenverkehrsrecht, ein Hinweisschild auf eine Ampel, das die Farbenfolge rot-grün-gelb aufgeklebt hatte. Mangels sozialer Medien ging der Fauxpas nicht viral, dokumentiert ist er auf einem vergilbten Polaroid-Foto. Historisch aber war da leider nichts zu machen.

© SZ vom 05.02.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: