In Franken hat der Weg der Weintrauben in die Flasche begonnen. Die Winzerinnen und Winzer eröffneten die Weinlese offiziell am Donnerstag im unterfränkischen Rödelsee (Landkreis Kitzingen). Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber (CSU) schnitt symbolisch die ersten Trauben.
"Wir starten in die Weinlese mit besten Aussichten auf einen qualitativ hochwertigen Jahrgang", sagte der Vizepräsident des Fränkischen Weinbauverbandes Horst Kolesch. Die Reben hätten nach einer intensiven Trocken- und Hitzephase ausreichend Niederschläge erhalten. Der Verband geht nach eigenen Angaben heuer von einer durchschnittlichen Erntemenge aus.
Dennoch waren Trockenheit und Wasserknappheit die wichtigsten Themen bei der Eröffnung der Weinlese. "Der Wasserbedarf der Reben steigt", sagte Kolesch. "Wir haben fast kein normales Wetter mehr. Wir leben in den Extremen", sagte Ministerin Kaniber. Sie gab zu bedenken, dass derzeit Wasser in Trinkwasserqualität zum Beispiel auch bei Toiletten, Pools oder zur Gartenbewässerung verwendet wird.
Wie der Weinbau trotz Klimawandels zukunftsfähig bleiben kann, wird unter anderem in Pilotprojekten zur Bewässerung untersucht. Der Bürgermeister von Rödelsee Burkhard Klein (CSU) sagte, Weinbau sei kann Selbstläufer. Er müsse sich immer wieder neu erfinden. Klein wünschte sich von der Politik unter anderem weniger Bürokratie. Ministerin Kaniber sagte den Weinbauern finanzielle Förderung durch den Freistaat zu, sollten EU-Mittel im Rahmen der gemeinsamen Agrarpolitik wegbrechen.
Die Weinernte in Franken wird voraussichtlich bis Ende September dauern. Ministerpräsident Markus Söder (CSU), der sich ursprünglich für die Eröffnung angekündigt hatte, hatte den Termin am Vortag wegen der Sondersitzung zur Flugblatt-Affäre im Landtag abgesagt.
Auch der Weintourismus ist wirtschaftlich wichtig
Franken ist mit mehr als 6000 Hektar Rebfläche das bei Weitem größte Weinbaugebiet in Bayern. Aushängeschild sind der Silvaner und die Bocksbeutelflasche. Der Weinbau ist in Franken auch aufgrund des Weintourismus wirtschaftlich bedeutend. Der Weinabsatz ging in den vergangenen Jahren allerdings teilweise zurück, so Daten der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG).
Bundesweit sank der durchschnittliche Pro-Kopf-Verbrauch im Weinwirtschaftsjahr 2021/22 laut dem Deutschen Weininstitut um eine Flasche. Staat und Allgemeinheit haben finanziell von der Weinwirtschaft vergleichsweise wenig. Auf Wein fallen in Deutschland keine Verbrauchssteuern an, anders als zum Beispiel auf Bier, Sekt und Rum.