Weltfrauentag:Dixie Lee Bryant - Doktorin gegen alle Widerstände

Lesezeit: 2 min

Eine Pionierin in der Geologie: Dixie Lee Bryant, erste Frau, die an der FAU Erlangen promoviert wurde, einmal in ihrer Jugend und in späteren Jahren. (Foto: FAU)

Vor 120 Jahren schrieb eine Amerikanerin an der Uni Erlangen mit ihrer Doktorarbeit in Geologie Geschichte. Doch selbst danach blieb ihr eine akademische Laufbahn verwehrt.

Von Marlena Thiel, Erlangen

Dixie Lee Bryant oder, wie es richtig heißen müsste, Dr. Dixie Lee Bryant - dieser Name ist heute selbst in Erlangen in Vergessenheit geraten. Dabei sollte, wenn es nach der Uni Erlangen-Nürnberg ginge, bald eine Straße zu Ehren der Frau aus den Vereinigten Staaten benannt werden, die vor 120 Jahren hier Geschichte geschrieben hat.

Denn Dixie Lee Bryant war eine Pionierin, die auch heute noch als Vorbild für Frauen in der Wissenschaft taugt. Die Uni Erlangen hat deshalb an ihr außergewöhnliches Leben erinnert. Dixie Lee Bryant war die erste Frau, die in Erlangen promoviert wurde - und das im Jahr 1904, zu einer Zeit also, in der Männer den akademischen Betrieb beherrschten und nur vereinzelt Frauen an anderen bayerischen Universitäten bereits promoviert hatten. Im Jahr vor ihrer Promotion hatte Prinzregent Luitpold Frauen die Immatrikulation an bayerischen Universitäten überhaupt erst erlaubt. Bis dahin waren sie lediglich als Gasthörerinnen geduldet worden.

Newsletter abonnieren
:Mei Bayern-Newsletter

Alles Wichtige zur Landespolitik und Geschichten aus dem Freistaat - direkt in Ihrem Postfach. Kostenlos anmelden.

Als Gasthörerin in Botanik, Physik und Geologie, so begann auch Dixie Lee Bryants akademische Karriere in Bayern. Trotz ihres bereits zu Schulzeiten auffallenden Talents für Algebra und Geometrie, trotz ihrer Motivation und ihrer Leidenschaft für die Geologie blieb Dixie Lee Bryant der Zugang zu den Universitäten in den Südstaaten der USA verwehrt. Erst später konnte sie am Massachusetts Institute of Technology (MIT) ihren Bachelor in Geologie ablegen - auch als erste Frau. Dennoch waren ihrem akademischen Fortkommen in den USA enge Grenzen gesteckt. Das war der Grund dafür, dass sie sich entschloss, ihre Heimat zu verlassen und nach Deutschland zu fahren.

Mit heutigen Austauschprogrammen wie Erasmus war ein Studienaufenthalt im Ausland Anfang des 20. Jahrhunderts jedoch nicht zu vergleichen. Ein solcher Schritt bedeutete, alles aufzugeben, Freunde und Familie zurückzulassen und eine beschwerliche Schiffsreise auf sich zu nehmen. All das in der Ungewissheit, ob eine Einschreibung an der Universität in Europa überhaupt möglich sein würde. Daher wagten nur wenige, ihr Studium in einem fremden Land in einer fremden Sprache zu absolvieren.

Für Dixie Lee Bryant war dieses Wagnis jedoch von Erfolg gekrönt. Ihr Antrag auf Zulassung an der Friedrich-Alexander-Universität wurde angenommen und sie konnte sich als einzige Frau sogar einen Platz in dem jungen Forschungsteam um den Geologen Hans Lenk erarbeiten. So bahnte sie sich den Weg zu ihrer Promotion über die Gesteine Spitzbergens, die sie nach nur drei Semestern im Jahr 1904 erfolgreich abschloss.

Die Dissertation von Dixie Lee Bryant hatte den Titel "Beiträge zur Petrographie Spitzbergens". (Foto: FAU)

Noch im selben Jahr kehrte Dixie Lee Bryant als promovierte Geologin in die USA zurück. Doch obwohl sie an der North Carolina State Normal Industrial School das einzige Fakultätsmitglied mit Doktortitel war, blieben ihr als Frau die Türen zu einer akademischen Karriere nach wie vor verschlossen. In der Folge arbeitete Dixie Lee Bryant mehr als 25 Jahre lang als Lehrerin.

Heute ist es in Bayern wie auch in den USA eine Selbstverständlichkeit, dass Frauen studieren, promovieren und an Universitäten lehren. Das ist auch Vorreiterinnen wie Dixie Lee Bryant zu verdanken, die unbeirrt ihren Weg und ihren Platz in der Wissenschaft suchten.

Dennoch ist das Ziel der Gleichberechtigung in der akademischen Welt auch nach 120 Jahren noch nicht erreicht. In Bayern ist bis heute nur gut jeder fünfte Lehrstuhl von einer Frau besetzt. Auch daran könnte in Zukunft eine Dixie-Lee-Bryant-Straße in Erlangen erinnern.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Bildung in Bayern
:Lehrer wollen zurück zum Schulbuch

Gymnasiallehrern geht die Digitalisierung an Schulen zu schnell, das ergab eine Umfrage des Philologenverbands. Verbandschef Schwägerl warnt vor einer Rolle rückwärts wie zuletzt in Skandinavien. Das Kultusministerium versucht zu beruhigen.

Von Anna Günther

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: