CSU-Frau Gerda Hasselfeldt:Die Vermittlerin zwischen Merkel und Seehofer hört auf

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CSU-Landesgruppenchefin Gerda Hasselfeldt will 2017 nicht mehr antreten. (Foto: dpa)

Frauen in der Politik? Nichts als "Krampfadergeschwader", fand Gerda Hasselfeldts Vater. Doch sie ließ sich nicht abschrecken - und wurde Frontfrau eines bemerkenswerten Polit-Clans.

Von Robert Roßmann

Vermutlich gibt es in ganz Deutschland keine Familie, die enger mit dem Bundestag verwoben ist als die von Gerda Hasselfeldt; denn die CSU-Landesgruppenchefin ist auch Frontfrau eines erstaunlichen Polit-Clans. Hasselfeldt sitzt zusammen mit ihrem Bruder im Bundestag. Der Vater der beiden war auch schon MdB, genauso wie Hasselfeldts Mann - alle für die CSU. Hasselfeldts Stieftochter hat bei der vergangenen Bundestagswahl für die Grünen kandidiert, deren Schwager war SPD-Abgeordneter. Insgesamt kommen die Hasselfeldts auf mehr als 70 Jahre im Bundestag. Jetzt hat die Chefin dieser bunten Truppe ihren Abschied angekündigt.

Am Mittwoch teilte Hasselfeldt ihrer Basis mit, dass sie bei der nächsten Wahl nicht mehr antreten werde. Den Landesgruppenvorsitz will sie bis dahin zwar noch behalten, als Spitzenkandidatin für 2017 kommt sie damit aber nicht mehr in Frage. 2013 hatte Hasselfeldt die CSU in den Bundestagswahlkampf geführt, als erste Frau in der Geschichte ihrer Partei.

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Mit dem freiwilligen Rückzug läuft eine erstaunliche Karriere aus. In der Öffentlichkeit wird die 65-Jährige oft als biedere Politikern mit eher Oma-haftem Aussehen wahrgenommen. Viele halten sie auch deshalb für eine Vertreterin konservativer Werte und Familienbilder. Doch Hasselfeldt hat ein politisches Leben hinter sich, das viele der rothaarigen Damen in der Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen gerne geführt hätten. Bereits zwei Monate nach der Geburt ihres Sohnes ging Hasselfeldt wieder arbeiten, um das Baby kümmerten sich ihr damaliger Mann und die Schwiegermutter. Auch als ihre Tochter auf die Welt kam, hörte Hasselfeldt nur kurz auf zu arbeiten. Von den Nachbarn in der bayerischen Provinz der Achtzigerjahre musste sich ihr Mann deswegen ziemlich dumme Sprüche anhören.

Hasselfeldts Vater hielt nichts von Frauen in der Politik, er nannte sie gerne "Krampfadergeschwader". Doch seine Tochter ließ sich davon nicht abschrecken. 1987 zog sie das erste Mal in den Bundestag ein - als Nachrückerin für Franz Josef Strauß. Mit 38 Jahren wurde sie Bauministerin. 1991 machte Helmut Kohl sie dann zur Gesundheitsministerin. Acht Jahre war ihre Tochter damals alt, der Sohn 14. Das ging nicht gut. Hasselfeldt trat zurück, ihr Nachfolger wurde Horst Seehofer.

Doch Hasselfeldt kämpfte sich wieder nach oben. In der Unionsfraktion wurde sie erst finanzpolitische Sprecherin, dann stellvertretende Vorsitzende. 2005 wählte sie der Bundestag zu seiner Vizepräsidentin. 2011 wurde Hasselfeldt - wiederum als erste Frau - CSU-Landesgruppenchefin. In dieser Funktion ist sie seitdem das wichtigste politische Scharnier zwischen Seehofer und Angela Merkel. In der CSU muss sie sich deswegen regelmäßig Leisetreterei vorwerfen lassen, die Kanzlerin hegt dafür umso mehr Wertschätzung für sie. Jetzt ist klar, dass diese ungewöhnliche Dreiecksbeziehung spätestens im Herbst 2017 zu Ende gehen wird.

© SZ vom 07.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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