Lebensmittel:Bauern in Not

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Gerade ist Spargelzeit, doch in Bayern fehlen die ausländischen Saisonarbeiter für die Ernte. (Foto: Stephan Rumpf)

Die Corona-Krise trifft die Landwirte hart. Erntehelfer fehlen und wegen der geschlossenen Restaurants bricht der Absatz weg. Doch die Wertschätzung steigt.

Von Christian Sebald, München

Die Spargelbauern sind nach wie vor das beste Beispiel für die massiven Probleme der Landwirtschaft in der Corona-Krise. "Wir haben die Hälfte unserer Felder stillgelegt", sagt Peter Westner vom Spargelhof Gut Haslangkreit in Kühbach nahe Schrobenhausen. "Und wir arbeiten mit der halben Mannschaft an Saisonkräften."

Der Grund: Seit der Freistaat wegen der Pandemie die Schließung aller Wirtshäuser verfügt hat, ist Westner ein zentraler Absatzmarkt weggebrochen. In normalen Jahren ziehen Westner und seine Frau Claudia auf 15 Hektar Ackerland Spargel. Dieses Jahr haben sie knapp acht Hektar stillgelegt. Und von den 16 polnischen Saisonarbeitern, die sie zum Teil schon seit vielen Jahren bei der Ernte unterstützen, sind nur neun gekommen. "Wir schauen zu, dass wir uns über die Zeit retten", sagt Westner, "und nicht ins Minus rutschen."

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So wie der Spargelbauer Westner laborieren viele andere Landwirte an der Corona-Krise. Das hat Agrarministerin Michaela Kaniber (CSU) am Mittwoch im Landtag berichtet. Zwar sei die Versorgung der Bevölkerung mit Lebensmitteln sicher. Die Bauern, aber auch die Ernährungswirtschaft insgesamt seien verlässliche Partner der Verbraucher. Inzwischen gebe es jedoch zum Teil schwere Verwerfungen.

Im Zentrum stehen dabei auch nach Angaben des Bayerischen Bauernverbands (BBV) der Absatz von Milch, Rindfleisch, Kartoffeln und anderem Gemüse und in jüngster Zeit auch von Schweinefleisch. Der Grund ist immer der gleiche: die flächendeckende Schließung der Gastronomie und anderer Großabnehmer. Vor allem bei Schweinefleisch kommen laut Kaniber auch noch Exportprobleme hinzu. Die Ministerin begrüßt denn auch die Hilfszusagen der EU-Kommission an die Landwirte, etwa für die Lagerhaltung.

Es gibt aber auch durchaus Gewinner der Corona-Krise. Laut Kaniber profitieren vor allem Molkereien, die sich wie die Molkerei Berchtesgadener Land auf Produkte für den Lebensmittelhandel spezialisiert haben. Denn viele Verbraucher legten nun mehr Wert auf hochwertige Lebensmittel. Das spürt auch der Spargelbauer Westner. "Unser Absatz an Privatkunden läuft besser als erwartet", sagt er. "Man merkt, dass die Leute mehr selber kochen." Und bei den Kartoffeln ist zwar der Massenmarkt für Pommes zusammengebrochen. Aber dafür sind die Preise für abgepackte Speisekartoffeln sehr gut.

Agrarministerin Michaela Kaniber sorgt sich um die Bauern. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Auch was die Hilfskräfte auf den Höfen anbelangt, ist die Lage zwiespältig. Zwar fehlen auf den Höfen nach wie vor Tausende Saisonarbeiter aus Osteuropa. Am Nürnberger Flughafen zum Beispiel sind laut BBV bis Mitte vergangener Woche erst etwa 2000 Hilfskräfte aus Rumänien angekommen. In normalen Jahren arbeiten auf Bayerns Bauernhöfen bis zu 40 000 Saisonarbeiter. Kaniber setzt sich deshalb dafür ein, dass die Hilfskräfte, die trotz der Corona-Krise in Bayern sind, länger bleiben dürfen als eigentlich vorgesehen. Auf der anderen Seite sind die Hilfsangebote aus der Bevölkerung enorm zahlreich. Auch Westner freut sich sehr, dass bei ihm so viele eingegangen sind. Wobei die meisten Angebote natürlich kein adäquater Ersatz für die angestammten Saisonarbeiter sind - allein schon wegen der fehlenden Erfahrung in der Landwirtschaft.

Gleichwohl ist die Unterstützung aus der Bevölkerung laut Kaniber sehr wichtig. Zeugt sie doch ihrer Überzeugung nach von einer großen Wertschätzung der Bauern. "Die Corona-Krise hat gezeigt, wie bedeutend die regionale Erzeugung für die Versorgungssicherheit ist", sagt die Ministerin. Die vielen Konflikte zwischen Verbrauchern und Bauern aber auch in der Landwirtschaft selbst hätten zuletzt beinahe überdeckt, was die Bauern "alles an Wertvollem für die gesamte Bevölkerung leisten". Sie hoffe deshalb sehr, dass die "neue Wertschätzung nachhaltig ist und die Corona-Krise überdauert", sagt Kaniber. Zugleich erwartet sie sich, dass die bevorstehenden Lockerungen der Anti-Corona-Maßnahmen "den Bauern und der Ernährungswirtschaft insgesamt wieder gute Perspektiven eröffnen".

© SZ vom 07.05.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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