Nachruf:Burgi Well ist gestorben

Lesezeit: 2 min

Burgi Well stirbt im Alter von 71 Jahren. (Foto: Hartmut Pöstges)

Die Musikerin und "Wellküre" Notburga Well war Teil der großen Volksmusikanten-Familie und hat auch deren nächste Generation mitgeprägt. Sie starb nach schwerer Krankheit im Alter von 71 Jahren.

Von Susanne Hermanski

Auf der Homepage der "Wellküren" steht die Nachricht: "Maria Geburt fliagn d'Schwaiberl furt ... Am 8. September ist unsere Schwester Burgi gestorben. Vor ziemlich genau einem Jahr hatte sie die Diagnose Leukämie bekommen. Sie hat tapfer gekämpft und eine der härtesten medizinischen Therapien durchgemacht. Leider ohne Erfolg. Wir sind sehr traurig und uns fehlen aktuell die Worte. Guten Flug, liebe Burgi."

Burgi alias Notburga war Jahrgang 1952, die älteste der drei Schwestern. Sie spielte Gitarre und Posaune und ließ sogar "Nonnentrompeten" für das Trio nachbauen. Das sind jene Ein-Saiter, die Nonnen in der Kirche spielten, weil ihnen Trompeten aus Schicklichkeitsgründen verboten waren. "Von ihrer lässig-souveränen Wurschtigkeit auf der Bühne darf man sich nicht täuschen lassen", steht in ihrer Vita auf der Homepage des Trios, "sie hat uns Geschwister alle in der Hand". Als große Schwester und gelernte Betriebswirtin sei sie "die Herrin über unsere Finanzbuchhaltung, sie kennt jede private Sonderausgabe und jeden fadenscheinigen Bewirtungsbeleg".

Seit mehr als 35 Jahren war Burgi gemeinsam mit den Schwestern aufgetreten. Zuerst war Vroni mit dabei, als die sich verändern wollte, war Bärbi eingesprungen. Sie alle sind Teil der großen Well-Familie. Die bestand aus dem Vater Hermann, der im Dorf Günzlhofen Lehrer war, der Mutter Traudl und insgesamt 15 gemeinsamen Kindern und später auch noch einem Pflegekind.

Newsletter abonnieren
:Mei Bayern-Newsletter

Alles Wichtige zur Landespolitik und Geschichten aus dem Freistaat - direkt in Ihrem Postfach. Kostenlos anmelden.

Kaum jemand in Bayern, der oder die nicht dieses alte Schwarzweiß-Foto vor Augen hat, auf dem die Familie dasteht, die Kinder aufgereiht wie die Orgelpfeifen. Viele der 15 sind im Erwachsenenalter dank ihrer Musikalität - und ihres Mutes auch im übertragenen Sinne den Mund aufzumachen - zu Exponenten eines besonders sympathischen Bayrischseins geworden.

Die Wellküren haben wie die Biermösl-Blosn das Staffelholz einer im besten Sinne "un-verschämten" Volksmusik weitergegeben. Zwar wurden zuerst die Brüder berühmt, doch da waren Burgi und ihre Schwestern nur noch einige Jahre mit dem Großziehen ihrer Kinder und anderen Berufen beschäftigt.

"Die Musik war und ist immer unser Zusammenhalt gewesen", hat Burgi Well in einem Interview einmal gesagt. Nun, da sie aus der Kette gerissen ist, rufen ihr viele Freunde und Kollegen anteilsvoll nach. So auch Günter Knoll, der als Veranstalter auch die Wellküren oft in Schlachthof und Hinterhoftheater zu Gast hatte: "Burgi war auch Lehrerin und (An)Leiterin der ,Wellkinder'. So gab sie die Musikalität und Kreativität der Well-Familie an die Enkelkinder weiter. Auch dadurch wird sie weiterleben!" Burgi Well war eine von dreien. Sie war eine von fünfzehn. Sie war eine wie keine. Sie wird viele sein.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Kratzers Wortschatz
:Der Kanzler redet wie ein Moicherl

Ein Moicherl ist eine bedächtige Person, deren Tun oft von allzu großer Zurückhaltung geprägt ist. In Zeiten des Krawalls ist es aber ganz in Ordnung, wenn führende Politiker diese Eigenschaft besitzen und nicht sofort alles ankenten wollen.

Kolumne von Hans Kratzer

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: