Bundestagswahl:Nachwuchsförderung nach SPD-Art: Talentierte ausbremsen

Johanna Uekermann ist mit Ambitionen gestartet, hat jedoch wohl auch selbst die starren Wahlregeln der Partei unterschätzt. (Foto: dpa)

Mit Johanna Uekermann hat die Partei eines ihrer wenigen jungen Nachwuchstalente im Wahlkampf für den Bundestag ausgebootet.

Kommentar von Lisa Schnell

Die SPD hat in ihrer Aufstellungsversammlung für die Bundestagsliste eine ganz spezielle Art der Nachwuchsförderung betrieben. Die Delegierten platzierten die Bundesvorsitzende der Jusos, Johanna Uekermann, so weit hinten auf der Liste, dass sie kaum eine Chance haben wird, in den Bundestag einzuziehen. Uekermann ist aber ein Talent, von denen die Bayern-SPD nicht gerade viele hat, und könnte als junge Frau neue Wählerschichten ansprechen.

Dass es nicht geklappt hat, liegt an taktischen Fehlern, die Uekermann selbst, aber auch der bayerische SPD-Chef Florian Pronold begangen haben. Ihr größter Irrtum war, den Regionalproporz zu unterschätzen. Niederbayern stellt schon drei Abgeordnete, obwohl der Bezirk nach der Zahl der Wahlkreise eigentlich nur ein Recht auf zwei hätte.

Nürnberg
:Bayerns SPD zieht mit Florian Pronold in den Bundestagswahlkampf

"Wir sind wieder zurück", sagte Andrea Nahles zu den Delegierten auf der Landesvertreterversammlung in Nürnberg. Auch Pronold rief seine Partei zu Einmütigkeit auf - und das nicht nur vorsorglich.

Von Katja Auer

Es wäre einem Wunder gleichgekommen, wenn die anderen SPD-Bezirkschefs mit Uekermann sogar noch eine vierte Niederbayerin akzeptiert hätten, und das auch noch auf Platz vier, der den Schwaben vorbehalten ist.

Uekermann hätte wohl nur dann eine theoretische Chance gehabt, wenn sie gegen Rita Hagl-Kehl, die Abgeordnete aus Pronolds Heimatstadt Deggendorf, kandidiert hätte. Sie belegt den sicheren Platz 16. Eine Kampfabstimmung wäre aber ein Affront gegenüber Hagl-Kehl gewesen, den Pronold wohl nicht gerne gesehen hätte. Seine Unterstützung für Uekermann wirkte deshalb halbherzig.

Auch er geht beschädigt aus der Aufstellungsversammlung hervor, da sich die Delegierten seinem Vorschlag verweigerten, Uekermann wenigstens auf den halbwegs aussichtsreichen Platz 22 zu setzen. Am Ende hat die SPD also nicht nur ein Nachwuchstalent ausgebremst, sondern auch ihren Chef geschwächt. Ein ziemlich schlechter Start in den Wahlkampf.

© SZ vom 13.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: