Bildung:Lehrer katholischer Schulen in Bayern wollen mehr Gehalt

Lesezeit: 3 min

Kirchliche Schulen wie jene in Metten zahlen ihren Angestellten weniger als der Staat seinen Beamten. (Foto: Johannes Simon)
  • Die Lehrer an katholischen Schulen verdienen deutlich weniger als die Staatsbeamten.
  • Je nach Schulart und Dienstgrad unterscheiden sich die Gehälter um bis zu 800 Euro vom Beamtensold.
  • Die Lehrer fordern seit Jahren eine Anpassung ihrer Bezüge.
  • Bewegung in die Debatte könnte die Wiedereinführung des neunjährigen Gymnasiums bringen.

Von Anna Günther, Nürnberg

Die Lehrer der katholischen Schulen in Bayern kämpfen für mehr Gehalt. Seit Jahrzehnten schon fordern sie gleiches Geld wie ihre Kollegen im Staatsdienst. Getan hat sich wenig. Streiken aber dürfen die 6500 Pädagogen nicht. Konsens, Kompromiss und Vermittlung erwartet die Kirche von ihren Angestellten auch beim Arbeitskampf.

Dass sich an diesem Donnerstag der Vermittlungsausschuss in Nürnberg zum zweiten Mal trifft, ist eine neue Eskalationsstufe, denn beide Parteien konnten sich weder in der paritätisch besetzten Koda (Kommission für das Arbeitsvertragsrecht der bayerischen Diözesen) einigen, noch bei der ersten Vermittlungsrunde im November. Die Lösung, die je drei Vertreter der Arbeitnehmer und der Arbeitgeber im Vermittlungsausschuss am Donnerstag erarbeiten, gilt für alle - entsprechend lange dürften die Debatten dauern. Und letztlich entscheidet wohl der neutrale Vermittler, ein früherer Richter des Landesarbeitsgerichtes in Nürnberg.

Ungleiche Bezahlung
:Lehrer an katholischer Schule will Rente in Höhe einer Beamtenpension

Helmut Zimmermann ist der Meinung, dass ihm die Schule dies bei seiner Anwerbung zugesichert hat. In seinem Fall beläuft sich der Unterschied auf 1600 Euro im Monat.

Von Anna Günther

Im November lehnten die Vertreter der Schulträger alle Forderungen der Lehrer nach mehr Gehalt und mehr Rente ab. Stattdessen stellten sie in Aussicht, in Zukunft mehr Lehrer zu verbeamten. Momentan sind es etwa zehn Prozent. Bleiben die Arbeitgeber stur, müsse man überlegen, ob die Vermittlung wirklich ein Ersatz für das Streikrecht ist, sagt Ludwig Utschneider.

Die kirchlichen Lehrer gehen in den Arbeitskampf? So würde er das als Mitglied der Koda und Vertreter der Mitarbeiter an diözesanen Schulen nie sagen. Utschneider hofft auf eine Einigung. Dagegen meint einer, der sich gut auskennt, dass sich die Vertreter der Diözesen erst bewegen würden, wenn an den katholischen Schulen auch einmal die Lehrer streikten.

Zwar beteuern viele Bischöfe seit Jahrzehnten, dass sie kirchliche Lehrer so entlohnen wollen - und müssen - wie der Staat, um gute Pädagogen für die katholischen Schulen zu finden. Dieses Ziel wurde in der Freisinger Bischofskonferenz beschlossen und steht auch in den Arbeitsverträgen. Aber nach wie vor sind die Unterschiede bei Gehalt und Versorgung im Alter deutlich. Je nach Schulart und Dienstgrad unterscheiden sich die Gehälter um bis zu 800 Euro vom Beamtensold.

Der Verdienst bleibt geringer als bei Staatsbeamten

Zwar zahlen die meisten Schulträger zum Ausgleich die Beiträge der Lehrer zu Arbeitslosen- und Rentenversicherung, trotzdem entsteht die sogenannte Nettolücke: Werden diese Beträge auf das Gehalt der Lehrer draufgeschlagen, müssen viele höhere Steuern zahlen und haben somit wieder weniger Verdienst als Staatsbeamte.

Die Nettolücke zu schließen, dürfte die katholischen Schulträger etwa zwei Millionen Euro mehr kosten, schätzt der Kirchenkenner - und das Geld sei vorhanden.

Dass sich in all den Jahren trotz der Versicherung von Kirchenvertretern wie auch dem Münchner Erzbischof Reinhard Kardinal Marx, nichts tut, wundert den Insider nicht. "Das sind Sonntagsreden", wenn die Bischöfe in den Diözesen wirklich Druck machen würden, wäre die Nettolücke längst geschlossen. Aber sie halten sich aus dem Verfahren raus - und die Arbeitgebervertreter in der Koda bleiben stur.

Dabei schien die Einigung vor einigen Jahren möglich zu sein. Es fehlten Lehrer, Staat und Kirche buhlten um Pädagogen. Die Schulträger brachten ein eigenes Konzept zur Schließung der Nettolücke in die Koda ein - und kassierten es wegen der Entscheidung des Bundesarbeitsgerichts wieder. Die Richter hatten Schulen dazu verpflichtet, einigen ihrer ehemaligen Lehrer eine höhere Rente auszuzahlen.

Seit 15 Jahren klagen sich Pädagogen durch die Instanzen, weil sie eine Rente fordern, die mit einer Beamtenpension vergleichbar ist. Das sei bei der Einstellung versprochen worden, habe bis 2005 in Arbeitsverträgen und früher auch im Gesetz gestanden, sagt etwa der Landshuter Helmut Zimmermann, der 32 Jahre lang in Seligenthal, am Gymnasium der Zisterzienserinnen, Chemie und Biologie unterrichtete. Bei Zimmermann macht der Unterschied zur Beamtenpension monatlich 1600 Euro aus.

Die katholischen Schulen hätten laut Andreas Hatzung, dem Direktor des Katholischen Schulwerks, dem Dachverband von 170 Privatschulen, etwa 100 Millionen Euro Zuschlagsrente für alle Betroffenen zahlen müssen. Aus Rücksicht auf die Schulen warteten die Lehrer in der Koda damals ab, sagt Ludwig Utschneider. Dabei hatte Hatzung 2013 mit dem Mettener Abt Wolfgang Hagl, Abtpräses Barnabas Bögle (Kloster Ettal) und der Waldsassener Äbtissin Laetitia Fech einen Termin bei Horst Seehofer.

Der Ministerpräsident zeigte sich im damaligen Wahljahr spendabel. Der Freistaat übernimmt seitdem die Kosten für die Zuschlagsrente. Vom eigenen Nettolücken-Konzept wollen die Vertreter der Arbeitgeber trotzdem nichts mehr wissen. Auch bei der Versorgungslücke der Rentner warten die Schulträger ab, Richter müssen über jeden Einzelfall entscheiden.

Lehrerverbände unterstützen die Kollegen aus den katholischen Schulen

Bewegung könnte die Wiedereinführung des neunjährigen Gymnasiums bringen. Der Staat will bis 2025 mindestens 1000 Lehrer einstellen. Auch die kirchlichen Schulen brauchen dann mehr Personal. Und sie müssen ihre Lehrer halten, während der Freistaat schon 2021 mit den ersten Beamtenjobs lockt, wenn die Schüler des G-9-Versuchs Mittelstufe Plus in ihr 13. Schuljahr kommen.

Rückendeckung erfahren die Lehrer der katholischen Schulen auch von den anderen Lehrerverbänden. Die Verantwortlichen in den Diözesen müssten endlich spürbare Verbesserungen auf den Weg zu bringen, forderte Philologenchef Michael Schwägerl, der zur Zeit auch Präsident der Arbeitsgemeinschaft aller bayerischen Lehrerverbände ist. Schulwerksdirektor Andreas Hatzung wollte sich wegen des laufenden Vermittlungsverfahrens nicht zur Sache äußern.

© SZ vom 18.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Schule
:"Man muss die Tests nicht ständig wiederholen"

Bei Studien liegen bayerische Schüler häufig vorne. Ob das beweist, dass die Bildungspolitik im Freistaat herausragend ist, bezweifeln Experten. Denn die vorbildlichen Ergebnisse können viele Gründe haben.

Von Anna Günther

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: