Kratzers Wortschatz:FC Bayern-Star gesteht: I bin miad

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Zwei Kinder streiten sich mit ihren Klupperln um die Klupperl. (Foto: imago images/Cavan Images)

Als Zugezogener ist es nicht immer einfach mit dem Bairischen. Es kann sogar recht anstrengend werden, wenn ein Wort gleich mehrere Bedeutungen hat.

Von Hans Kratzer

miad

Der aus Frankreich stammende Fußballer Kingsley Coman, der seit 2015 beim FC Bayern spielt, hat in einem Interview des Straubinger Tagblatts Einblicke in sein Dasein als Fußballprofi gewährt. Die Zeitung sprach ihm ein Lob aus, weil das gesamte Interview auf Deutsch geführt werden konnte. Auf die Frage, ob er auch seinen urbayerischen Mannschaftskameraden Thomas Müller verstehe, sagte Coman: "Ja, klar!" Nur wenn er bairisch spreche, dann eher nicht. Das ist aber nicht so schlimm für ihn, da Müller der Einzige im Kader ist, der gelegentlich in den Dialekt verfällt. Wie es mit seinen Bairischkenntnissen aussehe, wollte der Interviewer noch wissen. "Schwierig", sagte Coman. Von den Physiotherapeuten habe er aber einen Satz gelernt, den er möge: "I bin miad."

Bei dem Adjektiv miad (müde) ist eine Regel zu erkennen, die im Bairischen auf eine Reihe von Wörtern zutrifft. Das schriftsprachliche "ü" verwandelt sich nämlich in den Diphthong "ia". Aus müde wird miad, aus Füßen werden Fiaß, aus dem Rüssel der Riassl. Spüren wird zu spian, grüßen zu griassn, süß wird zu siaß und aus Kühen werden Kiah.

Der Lehrer Valentin Erl hat vor Jahren Aufsehen mit der These erregt, im Bairischen werde niemals ein "ü" verwendet, sondern es werde zu einem "i" (Schissl statt Schüssel, Hittn statt Hütte), manchmal werde es wie erwähnt zu "ia", zu "ea" (grea statt grün, Bleame statt Blümchen) oder zu einem "u" (Bruck statt Brücke).

Glupperl

Viele Kinder werden mit teuren Spielsachen überschüttet, dabei wäre alles so einfach. Wer es ausprobieren will, lege einfach einen Haufen Wäscheklammern auf den Boden, und man wird schnell feststellen, dass die Kinder begeistert zugreifen und danach gar nichts anderes mehr brauchen. Sie können sich ewig damit beschäftigen und wirken recht glücklich dabei.

Noch dazu, als es im Bairischen ein wunderbares Wort dafür gibt, das ebenfalls gute Laune macht. Wäscheklammern heißen in Südbayern und in Österreich einfach Glupperl (Klupperl). Möglicherweise steckt das lateinische Verb glubere (abschälen, berauben, klauben) dahinter.

Mit dem Wort Glupperl können aber auch die Finger gemeint sein. "Mich friert's in die Glupperl." Eine Bestätigung liefert das Unterhaltungslied "A Rollmops und a Hering", das folgende Zeile enthält: "Eine Dame stieg in München in die Straßenbahn hinein / Da Schaffner haut die Tür zua und zwickt ihr d'Glupperl ein."

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