Politik:Aiwanger drängt auf mehr Windkraft

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Ein Dilemma: Die meisten Standorte für Windräder liegen ausgerechnet in Wäldern - so ist es auch in der Gemeinde Grasbrunn geplant. (Foto: Daniel Karmann/dpa)

Der bayerische Wirtschaftsminister rechnet fest mit Lockerung von umstrittener 10H-Regel. Zudem kritisiert er Pläne des Bundes zur Zukunft kleinerer Wasserkraftwerke.

Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger rechnet fest mit einer Lockerung der umstrittenen 10-H-Abstandsregel für den Bau von Windrädern. Er gehe davon aus, dass die Regel "an vielen Punkten" geöffnet werde, "von den Vorrang- und Vorbehaltsgebieten über Wälder bis hin zu Truppenübungsplätzen, Gewerbe- und Industriegebieten", sagte der Freie-Wähler-Chef am Dienstag nach einer Sitzung des bayerischen Kabinetts in München. So könne Strom vermehrt "vor Ort erzeugt und auch gerne wieder direkt verbraucht werden". Seit dem Ukraine-Krieg und den steigenden Energiekosten gebe es auch mehr Signale aus der Wirtschaft, die forderten, erneuerbare Energien als Standortfaktor zu fördern, sagte Aiwanger.

Die 10-H-Regel definiert den Mindestabstand eines Windrades zu nächsten Besiedelung - dieser muss der zehnfachen Höhe des Rades entsprechen. Seit ihrer Einführung ist der Ausbau der Windkraft in Bayern praktisch zum Erliegen gekommen. Aiwanger zeigte sich zuversichtlich, dass auch die CSU-Fraktion im Landtag - anders als in der Vergangenheit - den Bedarf für Lockerungen erkannt habe.

Am Mittwoch wollen die Landtagsabgeordneten in ihrer Fraktionssitzung über das Thema beraten. Mit Blick auf die Nutzung der Wasserkraft warf Aiwanger der Bundesregierung eine Blockadehaltung vor: "Wir kritisieren ganz massiv, was der Bund derzeit vorhat: Die Wasserkraft in Bayern abzuschießen." So wolle der Bund kleine Wasserkraftanlagen mit einer Leistung von bis zu 500 kW aus der EEG-Förderung streichen.

Mehr als 60 Prozent der kleinen Wasserkraftwerke befänden sich in Bayern. "Die können wir nicht entbehren", sagte Aiwanger. Bayernweit wären mehr als 3000 Anlagen davon betroffen. Dies bedeute die Stromversorgung für einen Regierungsbezirk wie Niederbayern. Der Freistaat werde daher im Bundesrat entsprechende Korrekturen einbringen.

Zur Sicherstellung der Stromversorgung beschloss das Kabinett zudem eine Aufstockung der Personalkapazitäten in den bayerischen Genehmigungsbehörden. Das ermögliche auch schnellere Genehmigungen für Bauvorhaben im Verteilnetz. Wegen des Zubaus großer Freiflächen-Photovoltaikanlagen sowie anderer dezentraler erneuerbarer Energien müssten die Verteilnetze im Land "grundlegend um- und ausgebaut werden", hieß es.

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