Klimakrise in Bayern:Der Wald vertrocknet

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Bäume im Trockenstress sind anfälliger für Schädlinge. (Foto: dpa)

Ein Zustandsbericht zeigt die Folgen von drei Hitzejahren auf. Fichten, Kiefern und Buchen leiden, nur eine Baumart kommt gut zurecht.

Von Christian Sebald, München

Wer auf der A 3 zwischen Nürnberg und Würzburg unterwegs ist, sieht in den Kiefernwäldern links und rechts der Autobahn immer wieder rostrote Flecken leuchten. Auch auf der A 93 von Regensburg in Richtung Weiden kann man das Phänomen beobachten. Die Flecken stammen von toten Kiefern. Sie sind in den teils extremen Hitze- und Trockenperioden der letzten Sommer abgestorben.

Ihre Wasserversorgung hat schlapp gemacht, die Baumkronen sind regelrecht vertrocknet, deshalb haben sich die Nadeln rostrot verfärbt. Der größte Teil ist abgefallen und liegt nun wie ein dicker Teppich auf dem Waldboden. "Es ist ein Trauerspiel", sagt Josef Ziegler, Präsident des bayerischen Waldbesitzerverbands und selbst Besitzer eines kleinen Kiefernwalds. "Die Klimakrise hat unsere Wälder voll im Griff."

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Der neue Waldbericht der Forstverwaltung zeigt ebenfalls eindringlich, dass es schlecht steht um die Fichten und Kiefern in Bayern, zum Teil sogar so schlecht wie seit 40 Jahren nicht mehr. Aber auch die Buchen leiden an der Klimakrise und sogar die Tannen. "Drei Hitzejahre in Folge, dazu Stürme, Schneebruch und Schädlinge sind die Ursachen", sagte Agrar- und Forstministerin Michaela Kaniber (CSU), als sie den Waldbericht am Mittwoch im Landtag vorstellte. "Die Ergebnisse unserer Untersuchungen sind erschreckend."

Die wichtigste Kennziffer für den Zustand einer Baumart ist der mittlere Nadel- oder Blattverlust. Je höher er ist, desto schlechter geht es ihr. Bei den Fichten - der mit 42 Prozent häufigsten Baumart in Bayern - summieren sich die Verluste auf knapp 25 Prozent, bei der Kiefer sogar auf 35,1 Prozent. Bei den Buchen sind es 29,4 Prozent und bei den Tannen knapp 20 Prozent. Im Vergleich zu den Vorjahren sind das alles Rekordwerte.

Indirekt macht die Klimakrise auch den Eichen zu schaffen

Zumal gilt, dass es den Bäumen nördlich der Donau noch einmal deutlich schlechter geht als denen südlich von ihr. Denn in Franken und weiten Teilen der Oberpfalz fällt deutlich weniger Regen als in Oberbayern und Schwaben. Zugleich sind Bäume im Trockenstress anfälliger für Schädlinge. Deshalb spielt der Borkenkäfer den Fichten in Nordbayern besonders übel mit.

Einzig die Eiche kommt mit der Klimakrise offenkundig zurecht. Ihre Blattverluste haben sich im Vergleich zum Vorjahr sogar leicht auf 26 Prozent verringert. Indirekt macht die Klimakrise aber auch den Eichen zu schaffen. Von den immer milderen Durchschnittstemperaturen profitieren Schädlinge, die auf sie spezialisiert sind. Zum Beispiel der Schwammspinner, dessen Raupen Eichenblätter vertilgen. In den letzten Jahren gab es in Franken wiederholt Massenvermehrungen des Schädlings - mit entsprechenden Folgen für die Eichen. Gleichwohl gilt die Eiche als Baumart der Zukunft. Die Staatsforsten etwa werden sie verstärkt anpflanzen.

Der neue Bericht bestätigt laut Kaniber einmal mehr, "wie wichtig es ist, unsere Wälder an den Klimawandel anzupassen". Der zentrale Punkt ist der Umbau der nach wie vor weit verbreiteten reinen Fichtenwälder in artenreiche Mischwälder mit Buchen und Tannen. Hierfür nimmt der Freistaat viel Geld in die Hand. Allein im laufenden Jahr stehen 80 Millionen Euro an Fördergeld für Waldbesitzer zur Verfügung, die Mischwälder begründen wollen.

Die Nachfrage nach den Zuschüssen steigt denn auch stark an. Laut Verbandschef Ziegler hat sich die Zahl der Anträge binnen Jahresfrist mehr als verdoppelt - auf aktuell 23 000. Das Ziel von Kaniber ist aber auch ehrgeizig. Bis 2030 sollen private Fichtenwälder in einer Größenordnung sollen 200 000 Hektar klimafest gemacht werden, sagt sie. 76 000 Hektar davon habe man bereits geschafft.

Der Freistaat ist das mit Abstand waldreichste Bundesland. 2,56 Millionen Hektar sind laut Bundeswaldinventur mit Forsten bedeckt. Das ist ein gutes Drittel der Landesfläche. Gut die Hälfte davon gehört privaten Besitzern, ein knappes Drittel ist Staatswald, 13,5 Prozent sind in der Hand von Kommunen und zwei Prozent gehören dem Bund. Für den Waldbericht haben die Staatsförster in diesem Sommer an landesweit 314 Inventurpunkten die Waldbäume untersucht.

© SZ vom 12.11.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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