Bahnverkehr in Bayern:Viele Pläne, wenig Taten

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In den kommenden zehn Jahren soll in die bayerische Schienenifrastruktur investiert werden. (Foto: dpa)

Die 400 Millionen Euro, die Staatsregierung und Deutsche Bahn zusätzlich in die Schiene investieren wollen, reichen nicht aus, um den Zugverkehr endlich zu modernisieren. Zu groß ist der Planungsstau.

Kommentar von Maximilian Gerl

Geschwindigkeit ist relativ, auch beim Zugfahren. Neuestes Beispiel: Rund 400 Millionen Euro wollen Staatsregierung und Deutsche Bahn binnen zehn Jahren zusätzlich in die Schiene investieren. Pro Jahr sind das gerade einmal 40 Millionen Euro. Rechnet man diese noch auf die bayerischen Gleiskilometer herunter, dürfte die Summe genügen, um ein paar Grünstreifen zu bepflanzen. Schneller würde die Reise dadurch zwar nicht. Doch hätten Pendler eine schönere Aussicht, wenn die Strecke mal wieder überlastet ist und ihr Zug auf offener Strecke halten muss.

Natürlich ist das zynisch, aber Zynismus haben viele Bahnpassagiere notgedrungen kultiviert: Zu oft fielen in den vergangenen Jahrzehnten Züge aus oder waren im Berufsverkehr überfüllt, fehlten Verbindungen, wurden Bahnhöfe geschlossen. Das ändert sich erst langsam, und ja, dabei können auch schon 400 Millionen Euro kleine lokale Wunder wirken. Allerdings ändern sie wenig am riesigen Planungsstau.

So wurde die bessere Anbindung nach Prag bereits nach der Wiedervereinigung beschlossen, sie ist aber bis heute auf bayerischer Seite Theorie. Die Tschechen dagegen haben sich an die Abmachung gehalten und ihre Strecken modernisiert. Ähnliches gilt für den Brennerbasistunnel oder die Strecke München - Lindau. Letztere wird nur deshalb bald elektrifiziert sein, weil die Schweizer das Ganze mit einem Darlehen bezuschussen. Entwicklungshilfe für Deutschland und Bayern. Darauf darf man hierzulande wirklich stolz sein.

Bleibt die Frage, wie der Planungsstau aufgelöst und in sichtbare Geschwindigkeitsresultate übersetzt werden kann. Die gute Nachricht: Noch mehr Geld könnte helfen. Die schlechte: Geld allein baut noch keine Gleise. Wichtig sind politischer Druck und Gestaltungswille, klare Vorstellungen, wie viel die Mobilität der Gesellschaft wert ist. Doch daran hat es lange auch in anderen Infrastrukturbereichen gehapert. Man versuche nur mal, in den ländlicheren Teilen Ostbayerns mit dem Handy zu telefonieren.

© SZ vom 14.07.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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