Politik:Der Verkehr ist bayerisch

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Auf zu neuen (Un-)taten: Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) ist ein würdiger Nachfolger seines Parteikollegen Alexander Dobrindt. (Foto: AFP)

Bayerische CSU-Politiker haben im Berliner Verkehrsministerium schon allerhand Ruhmestaten vollbracht. Es wird spannend, wenn dereinst eine Grüne den Posten übernehmen sollte.

Kolumne von Franz Kotteder

Ministerämter erzählen vieles über die Menschen, die für ministrabel gehalten werden. Vom Bundesverteidigungsministerium etwa weiß man, dass es von einer Frau besetzt werden sollte, weil nur Frauen das erforderliche dicke Fell und die Führungskraft haben, um den alltäglichen Wahnsinn dieses Amtes mit stoischem Gleichmut zu ertragen. Bleiben sie lange genug auf ihrem Posten, so sind sie selbst für allerhöchste Aufgaben geeignet. Es lässt sich also erahnen, welches Amt Dorothee Bär anstrebt, wenn Annegret Kramp-Karrenbauer dereinst Oberhaupt der interstellaren Konföderation sein wird oder doch wenigstens deutsche Bundeskanzlerin.

Ein Hindernis könnte sein, dass bayerische Politiker meist für andere Ressorts vorgesehen sind, in denen sie sich dann blamieren. Die CSUler sind da besonders erfolgreich im Verkehrsministerium zugange, und jetzt weiß man auch, warum Dorothee Bär auf die Flugtaxis gekommen ist. Sonst gilt die CSU ja eher als Autobahnpartei, was per se ein schwieriges Terrain ist, wegen des größten Autobahnbauers aller Zeiten, mit dem kein Demokrat in Verbindung gebracht werden will. Immerhin haben es die CSU-Verkehrsminister Alexander Dobrindt und Andreas Scheuer inzwischen geschafft, wenigstens der Autobahnmaut ein ganz mieses Image zu verpassen. Das ist weit mehr, als von ihnen jemals zu erhoffen war.

Aber vielleicht ist nach der nächsten Wahl sowieso alles anders? Womöglich ist dann eine grüne Bayerin Verkehrsministerin. Dann wird ein gigantisches Radwegenetz über die Republik gespannt. Was für die CSU der Trachtenverein ist, nämlich etwas auf völlig irrationale Art Heiliges, das ist der Radweg für die Grünen. Ohne das Fahrrad ist alles nichts, und wer nicht Rad fährt, muss ein abgrundtief schlechter Mensch sein. Ähnliches Götzentum findet man bei der FDP, dort verehrt man jedoch SUVs und Privatjets. Die Sozis tun sich da ein bisschen hart, denn wer liebt schon Bus und Bahn oder begeistert sich für den ÖPNV? Angesichts der drohenden Klimakatastrophe kann man aber froh sein, dass Scheuer und andere CSUler so vehement für den Verbrennungsmotor sind. Denn wenn jemand eine Sache unmöglich machen kann, für die er energisch eintritt, dann ist das ein Verkehrsminister aus Bayern.

© SZ vom 20.07.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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